In letzter Zeit hat man den Eindruck, dass der Deutsche Bauernverband (DBV) in der öffentlichen Debatte zur Landwirtschaft kaum noch vorkommt. Das Wochenblatt Westfalen-Lippe hat daher DBV-Präsident Joachim Rukwied auf seinem Hof besucht und nachgefragt.
„Es gibt sehr wohl Anfragen von Journalisten, die ich auch selbstverständlich wahrnehme“, sagte Rukwied in dem Interview. „Meine Erfahrung ist nur Folgende: In wiederholten Fällen habe ich kurz und prägnant die Positionen des Bauernverbandes wiedergegeben, bin am Ende aber nicht im Bericht vorgekommen. Stattdessen kam beispielsweise die sogenannte Agrarexpertin von Greenpeace zu Wort. Ich habe den Eindruck, dass unsere Aussagen nicht zur Botschaft passen, die einige Journalisten senden möchten. Deshalb werden sie aus den Beiträgen herausgeschnitten.“
Laut Rukwied war das auch im Fall Straathof so, wo man lange auf eine Stellungnahme des Verbandes wartete. Wie der Präsident jetzt erklärte, habe er sich zum System Straathof geäußert und klargestellt, dass der Verband keine Satelliten-Landwirtschaft in Deutschland will. Zu laufenden Ermittlungen, über die dem Verband Detailkenntnisse fehlen, äußere man sich allerdings grundsätzlich nicht. Andere Organisationen und Parteien hätten das aber gemacht, kontert das Wochenblatt. Rukwied bleibt aber dabei: „Basierend auf Gerüchten und Mutmaßungen können wir doch keine Stellungnahme abgeben. Wir sind ein seriöser Verband.“ Er habe auch keinen Sinn darin gesehen, klarzustellen, dass Straathof kein Verbandsmitglied ist. „Ich glaube nicht, dass das im Ergebnis etwas geändert hätte“, so der Bauernvertreter.
Allerdings, so stellte Rukwied klar, wenn ein Berufskollege bewusst gegen Gesetze verstößt, dann distanzieren man sich davon. „Wir können nicht zulassen, dass einzelne schwarze Schafe den Berufsstand in Misskredit bringen.“
50 Cent/ha und mehr Kommunikation
Was die Forderungen landwirtschaftskritischer Organisationen nach einer Agrarwende angeht, ist sich Rukwied bewusst, dass der DBV Kante zeigen und Klartext reden muss. Von den Mitgliedern forderte er mehr Kommunikation, bis in die Kreisverbände hinein. „Nicht zuletzt müssen wir uns mit Positionen anderer Organisationen auseinandersetzen. Hier muss man differenzieren. Mit dem Tierschutzbund muss man reden, mit PETA braucht man es nicht.“
Auch den Vorwurf, der DBV habe im Gegensatz zu Unternehmen wie Lidl keine professionelle Öffentlichkeitsarbeit, will der Verbandschef nicht auf sich sitzen lassen. Der Verband unternehme eine ganze Menge. „Wir haben mit bescheidenen Mitteln eine bundesweite Kampagne auf den Weg gebracht, eng verknüpft mit den Sozialen Netzwerken. Dazu erarbeiten wir Argumentationshilfen für die Kreisgeschäftsführer und –vorstände. Aktuell entwickeln wir einen Modulbaukasten, mit dem von der Ortsverbands- bis zur Landesebene Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden kann. Außerdem haben wir in Berlin ganz bewusst die Bereiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit getrennt und durch eine neue Mitarbeiterin aufgewertet“, so Rukwied. Man dürfe aber nicht vergessen, dass ein Unternehmen wie Lidl einen Milliardenumsatz macht und ganz andere Kampagnen fahren kann.
Der Bauernpräsident wäre daher dafür, einen zusätzlichen Betrag von 50 Cent/ha Landwirtschaftsfläche speziell für Öffentlichkeitsarbeit zu erheben. Damit könnte pro Jahr ein Budget von rund 7 Mio. Euro zusammenkommen. Dieser Vorschlag sei aber innerhalb des Verbandes umstritten.