"Einige Nichtregierungsorganisationen (NGO) wollen das UN-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe falsch deuten und übersetzen bäuerliche Landwirtschaft mit „small is beautiful“. Sie schaffen damit einen Gegensatz und ein Feindbild zwischen kleinbäuerlich und großstrukturiert.“ Das bedauerte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Donnerstag während einer Fragestunde mit Agrarjournalisten.
Er stellte hierzu klar, dass bäuerliche Landeswirtschaft – in Ost- und Westdeutschland – nicht mit Größe oder bestimmten Strukturvorgaben zu tun habe, sondern mit eigenverantwortlichem Unternehmertum auf Basis der Nachhaltigkeit. „Unsere Landwirtschaft in Deutschland ist bestimmt von bäuerlichen Familienunternehmen, von einem vielseitigen Neben- und Miteinander von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben, von Öko und konventionellen Betrieben, von Acker-, Sonderkultur- und tierhaltenden Betrieben“, so Rukwied.
Laut dem Präsidenten ist eine familienbetriebene Landwirtschaft am besten in der Lage, nachhaltig und marktgerecht zu produzieren und eine verlässliche Nahrungsmittelversorgung, aber auch den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien zu bewerkstelligen. In diesem Zusammenhang forderte er sichere Rahmenbedingungen, die den Landwirten Freiheit für ihre vielfältige unternehmerische wie gesellschaftliche Verantwortung lassen.
Kein neues Siegel für Initiative Tierwohl
Zur verbandseigenen Initiative Tierwohl erklärte Rukwied, dass der Kriterienkatalog stehe, mit den Basisanforderungen und aufsattelbaren Zusatzleistungen. Die Mehrerlöse soll dann eine Clearingstelle an die Landwirte auszahlen. Geplant ist lediglich eine Verteuerung der Produkte um die Höhe der Mehrkosten, die bei den Betrieben anfallen. Und DBV-Generalsekretär Krüsken ergänzte, man werde kein neues Siegel einführen oder Werbung machen, dies werde die Kaufentscheidung der Verbraucher ohnehin nicht beeinflussen. „Vielmehr handelt es sich um eine Selbstverpflichtung der Bauern. Je mehr mitmachen, umso besser. Diese Teilnehmerzahl können wir dann kommunizieren.“
Laut Rukwied ist der Katalog derzeit in der juristischen Abstimmung und liegt beim Kartellamt zur Genehmigung vor.
Auf das Freihandelsabkommen mit den USA angesprochen erklärte der Bauernpräsident, Globalisierung finde heute auf allen Stufen statt. Wichtig sei dabei fairer Umgang auf Augenhöhe, eine echte Partnerschaft. „Daher sind Regeln wichtig, die Missbrauch minimieren“, betonte er.
Zur Kritik der Umwelt- und Bioverbände, die Tierhalter würden immer mehr Futter importieren, stellte Rukwied klar, dass 70 % des gefütterten Eiweißes aus der eigenen deutschen Erzeugung stamme. Und beim gesamten hier eingesetzten Futter liege der Anteil bei 90 %, den die Bauern auf ihren Flächen anbauen.
Abschließend nahm er Stellung auf die Frage, wie der Verband zur Spekulation mit Agrarrohstoffen stehe. Hier erklärte Rukwied, eine Absicherung sei für die Bauern nach wie vor wichtig, weil die Bauern in hochvolatilen Bereichen arbeiteten. Europa solle hier keinen Alleingang machen.