Zum Fachmann in Sachen Öffentlichkeitsarbeit für Landwirte hat sich mittlerweile Werner Schwarz, Bauernpräsident von Schleswig-Holstein, entwickelt. Auf dem Bauerntag in Bad Dürkheim sagte er kürzlich selbstkritisch, dass die Landwirtschaft in einer Kommunikationskrise stecke. Dem DBV als Vertretung werde nicht geglaubt und die CMA sei tot.
Daher setzt der Landwirt auf Eigeninitiative der Bauern vor Ort und verweist auf seine Webcam im Schweinestall. „Mut wird belohnt, nicht unbedingt mit Zustimmung, aber mit Aufmerksamkeit“, berichtete Schwarz. So habe es anfangs in den sozialen Medien reichlich negative Reaktionen auf seine Webcam gegeben. Inzwischen gehöre die Kamera dazu.
„Der Ärger ist abgeflaut, das Interesse aber immer noch da. Wir haben mit dieser Aktion das Bildermonopol der Tierhaltungskritiker gebrochen. Nun können wir mit Offenheit, Ehrlichkeit und Echtheit um Vertrauen werben“, schreibt Schwarz dazu im Vorwort des sehr empfehlenswerten Ratgebers „Bauern unter Beobachtung“ von Sönke Hauschild (s.u.).
Genau dieses Vertrauen sei den Bauern in den letzten Jahrzehnten zunehmend verloren gegangen. „Weil wir die Stalltüren dicht gemacht haben. Weil wir es anderen überlassen haben, das Bild der modernen Landwirtschaft zu malen“, so Schwarz. Er ruft seine Kollegen auf, den Pinsel wieder in die Hand zu nehmen. Die Zeiten hätten sich geändert. „Wollen wir in Zukunft Landwirtschaft betreiben, brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz.“
Die neue Broschüre soll den Betriebsleitern dabei helfen, Kritikern die Landwirtschaft zu erklären und selbstbewusst und offen für den Beruf zu trommeln. „Ich will nicht, dass ein Hofnachfolger trotz guter Situation und Ausbildung überlegt, den Betrieb nicht zu übernehmen“, so Schwarz auf dem Bauerntag.
Erfreut zeigte er sich auch über die neue Plakataktion an den Autobahnen in Schleswig-Holstein. Anders als bei früheren Aktionen würden die sozialen Netzwerke dies erstmals vollständig begleiten. „Wir haben endlich die Wahrnehmungsgrenze überschritten, es wird darüber diskutiert“, sagte Schwarz und wiederholte seine vier wichtigen Elemente der Öffentlichkeitsarbeit: Glaubwürdigkeit, Transparenz, Echtheit und Ehrlichkeit.
Ein Zuhörer meldete sich daraufhin zu Wort und forderte, dass der Bauernverband sich dann auch zum Agrar-Unternehmertum bekennen sollte. Seiner Meinung nach liege die Betonung in letzter Zeit zu sehr auf Familienbetrieben.
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