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Schwarz ruft Bauern zum Zusammenhalt auf

"Werden wir Landwirte überfordert? Diese Frage kann man nicht leichtfertig abtun. Denn in der Tat gibt es eine Menge Forderungen aus Politik, Gesellschaft und von Organisationen. Diese Forderungen werden mit einer großen Selbstverständlichkeit erhoben.“ Das stellte Werner Schwarz in einer bemerkenswerten Rede fest.

Lesezeit: 6 Minuten

"Werden wir Landwirte überfordert? Diese Frage kann man nicht leichtfertig abtun. Denn in der Tat gibt es eine Menge Forderungen aus Politik, Gesellschaft und von vielen Organisationen. Diese Forderungen werden mit einer großen Selbstverständlichkeit erhoben.“ Das stellte DBV-Vizepräsident Werner Schwarz am 16. Februar auf der Bezirksversammlung in Schwarzenbek in einer bemerkenswerten Rede fest.


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Landwirtschaft sei für ihn der schönste Beruf auf der Erde! Es gebe wohl keinen Beruf, der sich derart vielfältig darstellt. Landwirtschaft ist, auch wenn wir es heute nicht mehr wahrnehmen, existenziell.

„Unsere potenziellen Hofnachfolger wägen allerdings deutlicher als in der Vergangenheit ab, ob diese Begeisterung noch über Jahrzehnte trägt. Und doch: Landwirtschaft ist von einem der angesehensten Berufe in eine Schmuddelecke gerutscht. Gerade unsere Tierhaltung scheint moralisch derart verwerflich, dass man den Bauern alles Mögliche an den Kopf werfen darf. Dabei bewegen wir uns im Rahmen des Gesetzes!“, kritisiert Schwarz.


Und weiter sagte er: „Die Bauern sollen Qualität zu günstigen Preisen anbieten, dabei frei von Rückständen, aus nachhaltigem Anbau. Das tun wir! Wir bieten Qualität, wir bieten günstige Preise. Unsere Lebensmittel sind frei von Rückständen. Dazu muss man nur den Verbraucherschutz fragen. Für die Kontamination der Lebensmittel geht heute eine größere Gefahr von der Umverpackung aus, als von der landwirtschaftlichen Erzeugung.


Wir werden den Verbraucher nicht dafür kritisieren, dass er sich derartig verhält. Wir werden ihm nicht vorwerfen, dass er die Komplexität unserer heutigen Landwirtschaft nicht versteht und deshalb zu einfachen Erklärungsmustern greift: Bio ist gut, konventionell ist böse. Aber wir dürfen auf die Unvereinbarkeit solcher Forderungen hinweisen. Und wir müssen an Lösungen arbeiten. Ich kann heute ganz selbstbewusst sagen, dass unsere Landwirtschaft so gut ist wie nie zuvor und dass sie weltweit ihresgleichen sucht“, so Schwarz.


Der Fluch der guten Tat


Laut dem schleswig-holsteinischen Bauernpräsidenten ist das der Fluch der guten Tat: Die Bauern hätten eine hohe Ernährungssicherheit geschaffen. Und diese Sicherheit führe nun paradoxerweise dazu, dass man die Lebensmittelerzeuger in Frage stellt. Das Dilemma: Der Markt ist absolut preisorientiert, zugleich mit hohen moralischen Ansprüchen gepflastert. Ein Widerspruch, der zu seltsamen Auswüchsen führt.


Als Lösung plädiert Schwarz für entwaffnende Kampagnen. Die Berufskollegen sollten ehrlich mit der Gesellschaft umgehen und den Bürger auf dem Weg mitnehmen, jedenfalls erste Schritte. Doch es gehe nicht allein darum, zu erklären, was wir wie und warum machen. Es gebe auch Schwachstellen in er heutigen Landwirtschaft. Und zur Strategie der Entwaffnung zählt laut Schwarz auch, dass man dieses zugeben und daran arbeiten müsse.


„Ich höre häufig den Vorwurf, unserer Art der Landwirtschaft sei nicht zukunftsfähig. Dann stimme ich zu und sage: Sie haben Recht! Genau das ist nämlich der Grund, warum wir kontinuierlich investieren, in Zucht und Haltung, in Knowhow und Technik. Wir entwickeln uns, aber gebt uns die Zeit dazu. Anpassung kostet Zeit und es kostet Geld, das im Moment nicht da ist. Wir müssen uns aber an der aktuellen Diskussion beteiligen und klar machen,

  • dass wir Marktlösungen bevorzugen,
  • dass höhere Auflagen Geld kosten und den Strukturwandel befördern,
  • dass es kein Recht auf billige Lebensmittel gibt.“


Laut dem Präsidenten gibt es einen Platz für die heimische Landwirtschaft in der Gesellschaft. Sie ist ein Kompromiss und wird es bleiben. Aber es ist ein Kompromiss, in den viele wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wohle der Tiere, des Bodens, des Wassers und nicht zuletzt des Menschen, auch des Tierhalters, einfließen.


Bauern reden ungern über persönliche Belastungen


„Ich möchte eines zur persönlichen Belastung sagen, der viele Landwirte ausgesetzt sind. Die Mehrfachbelastung ist erheblich. Da sind nicht nur die zahlreichen Forderungen, die an uns herangetragen werden. Daneben haben wir eine Vielzahl von Kontroll- und Dokumentationspflichten, die – und das gebe ich selber zu - zu einer permanenten Unsicherheit führen:

  • Habe ich alles richtig dokumentiert?
  • Habe ich alle Fristen eingehalten?
  • Wann kommt die nächste Kontrolle?


Dazu kommt die wirtschaftliche Situation, die derzeit für viele Betriebe absolut bedrohlich ist. Manch einen lässt das nicht mehr schlafen. Viele Betriebe befinden sich in einer Arbeitssituation, die einem Hamsterrad gleicht. Tierschützer werfen uns vor, die Kühe zu Marathonläufern gezüchtet zu haben. Aber der Bauer ist es, der den Marathon laufen muss. Oft, ich sagte es, in unseliger Kombination mit einem Spießrutenlauf.


Dabei braucht jeder, der seinen Betrieb in die Zukunft führen will, Zeit um über diese Zukunft nachdenken zu können. Diese Ruhe ist uns heute abhanden gekommen. Die Belastung, das höre ich immer wieder, wirkt bis in die Familie hinein und kann zu Ausweichreaktionen führen, die dann langfristig ein Problem sein können.

Ich weiß, dass wir nicht gerne über solche Dinge reden. Doch als Bauernverband haben wir die Aufgabe, auch dieses Thema anzusprechen und anzugehen.


Stress und Erschöpfung sind auch auf unseren Betrieben zu Hause. Umfragen zeigen, dass sich jeder fünfte Deutsche unter Dauerstress fühlt. Die Anzahl der psychischen Erkrankungen steigt auch in der Landwirtschaft. So führt man 17 % aller vorzeitigen Betriebsaufgaben in der Landwirtschaft auf psychische Erkrankungen zurück. Das ist schlimm!


Hier wollen wir handeln! Dazu gehört zuerst, darüber zu reden. Zum anderen aber ist Hilfe notwendig. Das für uns oft typische Einzelkämpfertum hilft da nicht weiter. Bitte kommen Sie auf uns zu, wenn Sie nicht weiter wissen! Wir leisten Hilfestellung!


Vielleicht müssen wir uns in der schnelllebigen Zeit neu justieren. Doch gerade Bauern haben die Chance, dieses zu tun. Denn Landwirtschaft hat ganz besondere Ressourcen. Wir können viel mehr als Fleisch und Getreide, Milch oder Strom“, so Schwarz.


Er appellierte an die Zuhörer, diese schwierige Zeit gemeinsam anzugehen, mit dem notwendigen Mut - und der nötigen Demut. „Am Ende sind wir auch nicht für alles verantwortlich, was um uns herum geschieht. Ich möchte es mit dem alten Satz sagen: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Vieles von dem was uns bedrückt, liegt außerhalb unserer Reichweite. Als Bauern, die mit Natur zu tun haben, wissen wir um die eigenen Beschränkungen.


Gemeinsam – ich sage bewusst: solidarisch wollen wir angehen, was wir bewegen können – jeder dort, wo er Verantwortung trägt."


Lesen Sie auch:

Werner Schwarz: Wofür hält man uns Bauern? (12.2.2016)

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