Keinen Widerspruch zwischen der Sicherung der Lebensmittelversorgung und der ökologischen Nachhaltigkeit sieht der geschäftsführende Vizepräsident der EU-Kommission und hauptverantwortliche Kommissar für den Green Deal, Frans Timmermans.
Eine langfristige Perspektive für den EU-Agrarsektor verbunden mit der Ernährungssicherheit sei nur zu realisieren, sofern entsprechend auf die Klimakrise reagiert werde, betonte der Niederländer gegenüber dem Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments in Brüssel. Der Übergang zur Nachhaltigkeit stelle keine Bedrohung dar, „sondern eine enorme wirtschaftliche Chance für den Agrarsektor“.
Der Sozialdemokrat stellte zugleich klar, dass die Europäische Union ihren Landwirten helfen müsse, sich von der Corona-Krise zu erholen. Entsprechende Forderungen hatte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des EU-Ausschusses der Bauernverbände (COPA), Joachim Rukwied, vorgebracht.
Der Forderung des Bauernpräsidenten sowie der Europäischen Volkspartei (EVP), die Vorstellung der „From-Farm-to-Fork“-Strategie auf nach der Sommerpause zu verschieben, erteilte Timmermans indes eine Absage. Seine Behörde habe nicht die Absicht, die Annahme der „From-Farm-to-Fork“-Strategie noch weiter hinauszuzögern.
Der geschäftsführende Vizepräsident bestätigte, dass die Kommission die Strategie am 20. Mai annehmen wolle. Er stellte zudem eine stärkere Unterstützung kleinerer landwirtschaftlicher Strukturen in Aussicht. Künftig soll es nach seinen Worten weniger Geld für Flächenbesitz geben. Auch sei angedacht, die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion zu stärken.
Keine „Schicki-Micki-Landwirtschaft“
Derweil forderte EVP-Agrarsprecher Herbert Dorfmann den Kommissionsvizepräsidenten erneut dazu auf, die Vorlage der „From-Farm-to-Fork“-Strategie auf den Herbst zu verschieben. Zudem lenkte der Südtiroler den Blick auf die Lebensmittelpreise. Derzeit gelte rund ein Fünftel aller EU-Bürger als arm. Auch ihnen sei man es gerade in der gegenwärtigen Krise schuldig, sichere, aber auch bezahlbare, in der EU produzierte Nahrungsmittel anzubieten. Eine reine „Schicki-Micki-Landwirtschaft“ für die „oberen 10 000“ lehne er ab, so Dorfmann.