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Vive la France - Wirklich?

Ein Kommentar von Dr. Ludger Schulze Pals, Chefredakteur top agrar: In Frankreich ist die Agrarwelt noch in Ordnung. Das mag mancher von Ihnen Ende Juli gedacht haben, als Ihre französischen Berufskollegen wieder einmal auf die Barrikaden gegangen sind. Aber haben die französischen Bauern wirklich etwas erreicht?

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Dr. Ludger Schulze Pals, Chefredakteur top agrar:

 

In Frankreich ist die Agrarwelt noch in Ordnung. Das mag mancher von Ihnen Ende Juli gedacht haben, als Ihre französischen Berufskollegen wieder einmal auf die Barrikaden gegangen sind. Da wurden Autobahnen und Grenzübergänge blockiert, deutsche Lastwagen geplündert und die geladenen Lebensmittel vernichtet.

 

Die Polizei sorgte dafür, dass die Bauern ihre Proteste in Ruhe abwickeln konnten und der französische Präsident François Hollande eilte herbei und versprach schnelle Hilfe im Wert von 600 Mio. €. Kein Wunder, dass zwei Drittel der deutschen Landwirte bei einer Umfrage auf top agrar online große Sympathie für die Aktionen ihrer französischen Kollegen äußern. Aber haben die französischen Bauern wirklich etwas erreicht? Ich glaube nicht. Das meiste, was ihnen versprochen wurde, ist nicht mehr als weiße Salbe.

 

Den französischen Milchmarkt abzuschotten, ist keine besonders gute Idee, wenn man z. B. mehr Milch und Milchprodukte nach Deutschland exportiert als von dort einführt. Und ob es überhaupt gelingt und EU-rechtlich zulässig ist, in offenen Märkten durch nationale Branchenvereinbarungen den Milchpreis künstlich nach oben zu drücken, ist mehr als fraglich.

 

Fast schon hilflos klingt auch der patriotische Aufruf von Hollande, mehr französische Produkte zu kaufen. Die Herzen der Franzosen mag er damit erwärmen, den Geldbeutel seiner Bürger erreicht er indes nicht. Wie anders ist sonst zu erklären, dass unsere Nachbarn jede neu eröffnete Aldiund Lidl-Filiale mit fliegenden Fahnen begrüßen?

 

Das Kernproblem der französischen Landwirtschaft ist auch nicht der niedrige deutsche Mindestlohn. Das Kernproblem ist die geringere Wettbewerbsfähigkeit. Die deutschen Landwirte wirtschaften in größeren Betriebsstrukturen, sind technisch besser ausgestattet, gut ausgebildet und vor allem werden sie längst nicht so stark vom Staat gepäppelt wie die französischen Bauern.

 

Das hilft Ihnen in der aktuellen Preiskrise am Milch- und Schweinemarkt zwar auch nicht, sichert Ihnen aber mittel- und langfristig Wettbewerbsvorteile.

 

Unterm Strich bleiben vom französischen Hilfspaket vor allem die Liquiditätshilfen übrig. Die sind in der Tat richtig und wichtig. Wenn die Preiskrise weiter anhält oder sich gar noch verschärft, sollten Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt und seine Länderkollegen schnell ein Liquiditätshilfeprogramm auflegen, damit nicht die Betriebe, die investiert und sich für die Zukunft fit gemacht haben, zahlungsunfähig werden. Für ein solches Programm müssen Bund und Länder offene Ohren haben, wenn es ihnen wirklich ernst ist mit dem Agrarstandort Deutschland. Das betonen sie jedenfalls immer wieder.

 

Notwendig sind jetzt intensive Verhandlungen und keine brennenden Barrikaden, mit denen man nur den weiteren Kredit in der Öffentlichkeit verspielt, wie DBV-Präsident Joachim Rukwied zurecht befürchtet.

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