In ungewöhnlich scharfer Form hat Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Dr. Christian von Boetticher Bundesagrarministerin Ilse Aigner kritisiert. In der Milchpolitik betreibe Aigner einen "knallharten bayerischen Wahlkampf", sagte von Boetticher zum Abschluss der traditionellen Rindermastbereisung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein Ende letzter Woche in Großenwiehe im Altkreis Flensburg. Aigners Forderungen nach Änderungen bei der Saldierung nannte der CDU-Politiker "scheinheilig". Anders als von der Ministerin kolportiert, habe ein solcher Vorstoß derzeit keine Chance, weil mit Bayern und Hessen lediglich zwei Länder dies befürworten.
Von Boetticher kündigte ein Schreiben an die Ministerin an, in dem er sie auffordern werde, diese "unsäglichen Spielchen" zu lassen. Viele Betriebe hätten derzeit keine andere Möglichkeit als die Überlieferung, um ausreichend Liquidität auf die Höfe zu bekommen. Die Preismisere am Milchmarkt ist nach Auffassung des schleswig-holsteinischen Ressortchefs keine Folge der Quotenpolitik, sondern hat ihre Ursachen vielmehr in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise und dem drastischen Nachfrageeinbruch bei Milchprodukten. Von Boetticher hält eine Entwertung der Milchquote gerade für wachsende Betriebe weiter für erforderlich. Ein Drehen an der Quotenschraube lehne er entschieden ab: "Hände weg von kurzfristigen Maßnahmen", betonte der Minister. Ein solches Signal weise in die falsche Richtung.
Gleicher Ansicht ist SPD-Berater Udo Folgart: "Aigner weckt falsche Erwartungen" (7.9.09)
Zuvor hatte bereits Landvolkpräsident Werner Hilse seinem Ärger Luft gemacht: Hilse verärgert über Aigners Äußerungen (4.9.09)