Warenterminbörsen erfüllen wichtige Funktionen zur Preisstabilisierung und Risikoabsicherung und sind daher nach Überzeugung von Dr. Bernd Christiansen vom Bundeslandwirtschaftsministerium grundsätzlich sinnvoll. "Wenn allerdings Kapitalanleger massiv in die Rohstoff- und Agrarmärkte einsteigen, gibt das Anlass zur Besorgnis", schränkte der Ministerialbeamte bei einer Tagung in Herrsching ein. Lebensmittel, so Christiansen, sollten an Börsen nicht wie Maschinen oder andere Konsumgüter gehandelt werden. Schließlich seien Lebensmittel vor allem "Mittel zum Leben" und sollten deshalb nicht Spekulanten zur kurzfristigen Geldvermehrung dienen.
Aus Sicht von Dr. Henning Ehlers vom Deutschen Raiffeisen-Verband (DRV) lenkt der aktuelle Warnruf vieler Politiker in Sachen Börsenspekulation davon ab, dass sich die Agrarmärkte zunehmenden Preisschwankungen ausgesetzt sehen, gerade weil sich die Politik für einen Liberalisierungskurs entschieden hat. Die Politik habe für offene Grenzen mit zollfreiem Handel gesorgt und sich bewusst aus der Verwaltung der Agrarmärkte zurückgezogen. "Zur Begrenzung dadurch entstandener Risiken muss die Preisabsicherung an Warenterminbörsen zwangsläufig an Bedeutung gewinnen", betonte Ehlers.
Der Agrarvorstand der BayWa AG, Dr. Josef Krapf, geht davon aus, dass die hohen Volatilitäten auf den Agrarmärkten erhalten bleiben. "Starke Preisschwankungen bergen Chancen und Risiken", so Krapf. Die Börse sei kein Allheilmittel, mit deren Nutzung alle Risiken ausgeschlossen werden könnten, stellte der BayWa-Manager klar. Zur Anpassung an die schwankenden Märkte gebe es verschiedene Strategien, die sein Haus mit Landwirten diskutiere und abwäge. Anschließend müsse jede Seite - Landwirt wie Handel - als Unternehmer eine Entscheidung über die Wahl des richtigen Absicherungsinstrumentes treffen.
Der BayWa-Agrarvorstand: "Ich würde mir als Landwirt sehr gut überlegen, ob ich selbst an Börsen tätig werde oder ob ich das Ganze mit einem starken Partner mache. Eines ist klar: Das Getreidegeschäft der Zukunft ist ein anders als das der Vergangenheit". Der Landwirt müsse sehr gut überlegen, mit wem er in Zukunft Geschäfte machen wolle, warb Krapf für sein Unternehmen.