In die festgefahrenen Diskussionen um die Nulltoleranz bei Gen-Soja-Importen könnte Bewegung kommen. So denkt die Kommission darüber nach, die ihre bislang starre Haltung aufzuheben und doch eine Verschmutzungsgrenze von 0,1 % einzuführen. Die Mitgliedsstaaten sollen künftig sogar zwei- bis dreifach höhere Verschmutzungsraten erlauben dürfen, so das Nachrichtenportal Zoomer. Das will die Generaldirektion Gesundheit an politische Gremien wie EU-Parlament und Agrarministerrat vorbei einführen und begründet dies mit den bestehenden unsicheren Analysemethoden.
Anlass für die Überlegungen der EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou sind neue Entwicklungen der Saatgutkonzerne Monsanto, Syngenta und Pioneer. Die Unternehmen wollen neue gentechnisch veränderte Sojabohnen vermehren und ab 2009 in den USA, Argentinien und Brasilien großflächig anbauen. Dadurch wird allerdings die Gefahr größer, dass diese neuen Gen-Soja-Arten, die für den weltweiten Viehfuttermarkt bestimmt sind, über Schiffsladungen auch in die EU gelangen. Denn eine Kontamination ist dann schwerer auszuschließen. Allerdings fordert auch die Futtermittelindustrie schon lange, die strikten Beschränkungen zu lockern, um angesichts der hohen Futterkosten wieder ausreichend Eiweiß importieren zu können.
Der Vorsitzende vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, hält diese Pläne der EU-Kommission für falsch: "Die gentechnisch veränderte Sojapflanze von Monsanto, um die es hier vor allem geht, ist noch nicht einmal in Brasilien und Argentinien zugelassen. Beides sind die Hauptexporteure von Futtermitteln in die EU und sie werden bestimmt nicht am Bedarf ihrer Hauptabnehmer vorbei produzieren." Nun soll Bundesagrarminister Horst Seehofer dafür sorgen, dass Brüssel die Null-Toleranz für nicht in der EU zugelassene gentechnisch veränderte Bestandteile abschafft. "Er muss das Vorsorgeprinzip durchsetzen, anstatt solche Unternehmen noch zu belohnen, die nicht in der Lage sind, ihre Gen-Konstrukte unter Kontrolle zu halten", erklärt Löwenstein.