Sollten sich Hersteller und Handel weiter von einer Kennzeichnung gentechnisch veränderter Produkte distanzieren, werde sich dies negativ auf die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen und die Weichenstellung für die Zukunft auswirken. Darauf hat Dr. Claudia Döring vom Deutschen Raiffeisen-Verband (DRV) hingewiesen. "Die Wirtschaft kann nicht ständig die Gentechnik-Politik der Bundesregierung kritisieren, aber nicht bereit sein, sich über eine Kennzeichnung zu den bereits routinemäßig eingesetzten gentechnischen Verfahren zu bekennen", monierte die DRV-Expertin beim diesjährigen Ölsaatenhandelstag vergangene Woche auf Burg Warberg. Zwar folge die bestehende EU-Kennzeichnung einem klaren Grundsatz und informiere über freigesetzte gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und daraus erzeugte Lebens- und Futtermittel. Bislang könne die EU-Kennzeichnung aber umgangen werden. So gebe es zahlreiche Ausnahmen von der Kennzeichnung. Zudem bestehe die Möglichkeit, auf dem Weltmarkt kennzeichnungsfreie Rohstoffe zu beziehen. Dies nähre die Illusion einer "gentechnikfreien" Agrar- und Ernährungswirtschaft, die wiederum Grundlage diverser Forderungen und politischer Entscheidungen sei. Dr. Marie-Luise Lippert von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) wies darauf hin, dass die EU-Futtermittelwirtschaft dringend auf Rohstoffimporte angewiesen sei. Beispielsweise müssten jedes Jahr rund 30 Mio. t Sojaschrot importiert werden. Da weltweit mehr als drei Viertel vom weltweiten Sojaaufkommen mit gentechnisch veränderten Sorten produziert würden, sei es für europäische Futterhersteller schwierig, gentechnikfreie Rohstoffe zu importieren. Das Prinzip Nulltoleranz sei dabei nicht mehr haltbar.
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