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Bio-Geflügel dringend gesucht

Lesezeit: 5 Minuten

Bio-Hähnchen und -Puten sind im Handel zurzeit ein Renner. Das bietet auch kleinen Betrieben interessante Einkommens-Chancen, wie unser Beispiel aus Süddeutschland zeigt.


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Horst Bühler hat ein Luxus-Problem. Die Nachfrage nach seinen Bio-Hähnchen und -Puten wächst so schnell, dass er mit der Lieferung nicht mehr nachkommt. „Wenn wir neue Erzeugerbetriebe werben, ist das Fleisch der Tiere im Prinzip bereits verkauft“, beschreibt der Geschäftsführer des gleichnamigen Bio-Fleischverarbeiters aus Oberschwaben die Marktlage. Dessen Absatz von Bio-Geflügel ist in den letzten Jahren jeweils durchschnittlich um 30 % gewachsen.


Etwa 20 % des Bio-Geflügelfleisches vermarktet Bühler an das verbundene Unternehmen Feneberg, einem regionalen Lebensmitteleinzelhändler aus dem Allgäu. Die übrige Ware geht an den Bio-Großhandel oder an Naturkosthändler in ganz Deutschland.


Bühler lässt die Bio-Hähnchen und Bio-Puten in zwei süddeutschen Geflügelschlachtereien im Lohn schlachten. Anschließend zerlegt er den Großteil der Schlachtkörper und vermarktet Edelteilstücke oder Geflügelwurst.


Der Bio-Metzger hat derzeit elf Hähnchen- und sechs Putenmäster unter Vertrag. Doch deren Mengen reichen nicht, um den wachsenden Bedarf zu decken. Das Unternehmen sucht deshalb nach weiteren Erzeugern in Süddeutschland.


Sicherer Absatz:

Bühler bietet den Landwirten langfristige Absatzsicherheit. Neueinsteiger bekommen einen 3-Jahresvertrag. Wer einen neuen Stall baut, sogar einen 5-Jahresvertrag, jeweils mit automatischer Vertragsverlängerung.


Die Basispreise von 2,95 € pro kg Pute bzw. 2,45 € pro kg Hähnchen sind überdurchschnittlich. Wie in der Geflügelhaltung üblich, beziehen sich die Preise auf das Lebendgewicht. Ändern sich die Kosten für die Futtermittel nennenswert, wird der Preis in Absprache mit den Erzeugern nach oben oder unten angepasst.


Im Gegenzug verpflichten sich die Vertragsbetriebe, die Tiere gemäß den Bio-Richtlinien zu halten und weitere Kriterien ihres Abnehmers zu erfüllen. So müssen die Vertragsbetriebe dem Bioland- oder Naturlandverband angeschlossen sein, aber nach den Richtlinien beider Verbände zertifiziert sein. 50 % des Futters muss aus dem eigenen Betrieb oder aus einer Futterkooperation mit einem anderen Öko-Betrieb stammen.


Einheitlicher Futterbezug.

Allerdings dürfen die Landwirte die Rationen nicht selbst zusammenstellen, sondern müssen sie von zwei festgelegten Bio-Mischfuttermühlen beziehen. Diese mischen für alle Vertragsbetriebe nach den Vorgaben des Geflügelverarbeiters einheitliche Rationen für die verschiedenen Aufzucht- und Mastabschnitte: Zwei Mischungen für Hähnchen und bis zu fünf für Puten. Nur das Endmastfutter für Puten können die Landwirte mit eigenem oder Zukauf-Getreide mischen.


Der einheitliche Futterbezug hat für den Abnehmer zwei große Vorteile:


  • Die Qualitäten der Schlachttiere sind sehr einheitlich und über Rationsveränderungen zentral steuerbar.
  • Die Kontrolle der Futtermittel gestaltet sich einfacher.


Für Bühler ist das wichtig, weil er zusätzlich zu den Kontrollstellen auch selbst Futtermittelproben zieht und analysieren lässt. Kauft z. B. ein Vertragsbetrieb Getreide zu, muss er dies melden. Denn Rationen mit Zukauffutter werden grundsätzlich beprobt.


Die Landwirte selbst haben zwar kaum noch Spielraum in ihrer Rationsgestaltung. Aber dafür können sie das Mischfutter vergleichsweise günstig beziehen, weil Bühler die Preise mit den Futtermühlen zentral verhandelt. Für jede Mischung gelten einheitliche Preise, unabhängig von der Größe des Betriebes und seiner Entfernung zum Futtermittelwerk.


Fest vorgeschrieben ist auch der Jungtierbezug. Alle Hähnchen- und Putenküken stammen aus je einer Brüterei, wobei die Hähnchen gemischt geschlechtlich sind. Die Mäster halten die Hähnchen neun Wochen und lassen sie mit 2,1 bis 2,2 kg schlachten. Bei den Puten werden nur Hennen aufgestallt. „Deren Fleisch ist zarter als das der Hähne“, begründet Bühler. Die Puten werden rund 21 Wochen alt und 11 bis 12 kg schwer.


Für die Haltung gelten die Richtlinien der Bio-Verbände. So ist für Hähnchen und Puten ein dreiteiliges Haltungssystem aus Warmstall, Wintergarten und Auslauf Pflicht. „Bei Hähnchen sind maximal 9 600 Tiere in zwei Herden unter einem Dach zulässig, bei Puten 3 200, ebenfalls in zwei Herden“, erläutert Bärbel Reinmuth, die die Geflügelhalter produktionstechnisch berät sowie den Kükenbezug und die Schlachttermine organisiert.


Rechnet sich der Einstieg?

Ein gesicherter Absatz ist Voraussetzung für den Einstieg in die Bio-Geflügelhaltung. Doch genauso wichtig ist, dass sie sich auch rechnet. Denn die Erzeugung ist mit großen Investitionen verbunden. Baut man einen neuen Stall, muss man bei Bio-Puten mit Investitionskosten von 140 bis 160 € pro Stallplatz rechnen, bei Bio-Hähnchen mit rund 25 bis 40 €.


Mit einer Produktionseinheit von 9 600 Bio-Hähnchen (2 Herden à 4 800 Tiere) kann ein Vertragsbetrieb bei den gegebenen Preis-Kosten-Verhältnissen einen Jahresdeckungsbeitrag von rund 53 000 € erzielen. Davon gehen aber 27 000 € an Abschreibung und Zins für den neuen Stall weg, so dass ein Gewinn von 26 000 € bleibt (siehe Übersicht).


Der für Bio-Betriebe besonders wichtige Düngewert des Hähnchenmistes von rund 8 500 € pro Jahr ist übrigens bei dieser Kalkulation noch nicht berücksichtigt.


Bei einem Putenstall mit 2 800 Tieren (2 x 1 400 Puten) ist ein Jahresdeckungsbeitrag von 69 000 € machbar. Abzüglich der Stallplatzkosten von 40 000 € bleibt noch ein Gewinn von rund 29 000 €.


Pro Durchgang und Herde fallen bei den Hähnchen für 4 800 Plätze rund 120 Stunden und bei den Puten für 1 400 Plätze 220 Stunden an. Unterm Strich wird also die eingesetzte Arbeitszeit mit 25 € pro Stunde bei Hähnchen bzw. 30 € pro Stunde bei Puten gut verwertet.


Klaus Dorsch

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