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Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

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Diese Preise brauchen Bio-Bauern

Lesezeit: 4 Minuten

Verdiene ich nach der Umstellung mindestens genausoviel wie davor? Das fragen sich Betriebsleiter, die mit dem Öko-Landbau liebäugeln. Tatsache ist: Die finanziellen Fördermittel (vgl. Übersicht 3, Seite 141) machen den Umstieg auf den ersten Blick interessant. Ob aber eine Umstellung auf längere Sicht betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Wie entwickeln sich die Erzeugerpreise für Bio-Produkte? Und wie hoch sind die Produktionskosten? Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass Prognosen zur Entwicklung von Erzeugerpreisen im ökologischen Landbau sehr schwierig sind. Umstellungsberater sind deshalb in jüngster Zeit vorsichtiger geworden und weisen potenzielle Einsteiger verstärkt auf das Vermarktungsrisiko hin. Eine Absatzsicherheit gibt es häufig nicht. Ein Teil der biologisch erzeugten Produkte kann nicht mit Bio-Zuschlag vermarktet werden. Die Kosten errechnen Deshalb sollten sich interessierte Betriebsleiter zunächst mit den Erzeugungskosten auseinandersetzen. Allerdings ist bisher erst wenig fundiertes Zahlenmaterial verfügbar. Immerhin gibt es für einige Verfahren Faustzahlen, an denen sich umstellungswillige Betriebsleiter orientieren können: Bio-Milcherzeuger brauchen nach Berechnungen von bayerischen Beratern einen Aufschlag von etwa 5,5 bis 7,5 Cent pro kg gegenüber konventioneller Milch, um die geringeren Leistungen und höheren Kosten auszugleichen. Nach einer Untersuchung der Landwirtschaftskammer Rheinland beträgt der notwendige Zuschlag sogar zwischen 6 und 10 Cent pro kg. Die untere Grenze gilt für flächenstarke und bisher extensiv geführte Betriebe. Der obere Wert bezieht sich auf flächenknappe Betriebe mit intensiver Milchviehhaltung. Der benötigte Aufschlag wird sich noch einmal um ca. 1 bis 1,5 Cent pro kg erhöhen, wenn ab 2005 laut EU-Bio-Verordnung in der Milchviehhaltung nur noch Öko-Futter eingesetzt werden darf. Bisher sind mindestens 90 % Öko-Futter vorgeschrieben. Beim Bioland-Verband soll die verschärfte Regelung bereits ab Oktober 2003 gelten. Wenig verlässliche Zahlen gibt es bislang zur Öko-Rindermast. Die Färsenbzw. Ochsenmast sind typische Verfahren des Öko-Landbaus, die sich nur bedingt mit der meist intensiven konventionellen Mast vergleichen lassen. So gibt es neben der Grünlandnutzung auch Rindermast auf Ackerbaustandorten, um Kleegras von Stilllegungsflächen zu verwerten. Wie bei der konventionellen Rindfleischerzeugung beeinflusst die Möglichkeit, Tierprämien zu erhalten, die Wirtschaftlichkeit entscheidend. Die Produktionskosten sind geringfügig höher als in der konventionellen Erzeugung. Hauptgrund: Kälber bzw. Absetzer müssen ebenso wie das eingesetzte Kraftfutter aus ökologischer Erzeugung stammen. Die Öko-Zuschläge betragen in der Regel 50 Cent bis 1 E pro kg SG. Allerdings können derzeit nicht alle Öko-Ochsen und -Färsen als Bio-Qualität vermarktet werden. Für diese Tiere gibt es folglich auch keinen Zuschlag. In der Öko-Schweinemast rechnen Berater mit variablen Kosten von durchschnittlich 200 bis 205 E pro erzeugtem Mastschwein. Das sind etwa 70 bis 75% mehr als in der konventionellen Schweinemast. Das heißt: Um einen positiven Deckungsbeitrag zu erwirtschaften, benötigt ein Öko-Mäster mindestens 2,10 E pro kg SG. Eine Vollkostendeckung einschließlich der Stallplatzkosten und der Entlohnung der Arbeit wird je nach Standort ab einem Preis von 2,40 bis 2,60 E pro kg Schlachtgewicht erreicht. Beim Öko-Getreidebau liegen die variablen Kosten etwas niedriger als im konventionellen Anbau. Als Faustzahl nennen Berater einen Wert von 350 E pro ha. Allerdings sind dabei noch keine Kosten für Aufbereitung und Vermarktung berücksichtigt. Die Erträge gehen nach Erhebungen der FAL BraunschweigVölkenrode um etwa 30 bis 50 % gegenüber konventionellem Anbau zurück. Gut geführte Öko-Betriebe dürften im Durchschnitt etwa zwei Drittel des konventionellen Ertragsniveaus erreichen. Trotz dieser Nachteile war der Bio-Getreidebau bisher dem konventionellen Anbau überlegen, weil die Preise deutlich höher lagen. Derzeit wird für Brotgetreide etwa 25 bis 30 E pro dt bezahlt, für Futtergetreide sind es knapp 20 E pro dt. Berater rechnen bei ÖkoKartoffeln mit Hektarerträgen von 150 bis 250 dt vermarktungsfähiger Ware. Die variablen Kosten schwanken zwischen 2 000 und 3 000 E pro ha. Der höhere Wert gilt jedoch für den Fall, dass die Kartoffeln selbst gelagert, sortiert und gesackt werden. Geht man vom jetzigen Preisniveau von ca. 30 E pro dt für lose Ware aus, dann sind derzeit Deckungsbeitrage von 3 000 bis 4 000 E realisierbar. Wichtig: Die genannten Zahlen sind nur eine grobe Orientierung für die Wirtschaftlichkeit. Bei den gegenwärtig vorliegenden Modellrechnungen ist große Vorsicht geboten, so der Kommentar eines Bio-Beraters aus Nordrhein-Westfalen. So muss z. B. berücksichtigt werden, dass die Fruchtfolgen weiter sein müssen als im konventionellen Anbau. Damit steigt der Arbeitsaufwand in der gesamten Fruchtfolge. Für Betriebe, die eine Umstellung in Erwägung ziehen, führt deshalb an einer einzelbetrieblichen Planungsrechnung kein Weg vorbei. Dazu gibt es seit kurzem Handbücher mit aktuellen Kalkulationsdaten und Berechnungsschemen (Betriebsplanung im ökologischen Landbau, KTBL-Kalkulationsdaten Ökologischer Landbau). Allerdings sollten potenzielle Umsteller auf jeden Fall auch einen erfahrenen Öko-Berater bei der Planungsrechnung einbeziehen. Klaus Dorsch

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