Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

Aus dem Heft

Nicht in altertümliche Utopien flüchten!

Lesezeit: 4 Minuten

A grarkommissar Franz Fischler gehört zu den wenigen deutschsprachigen Politikern, die den Hokuspokus um die angeblich neue deutsche Agrarpolitik als das entlarven, was sie ist: Wohlfeiles Wort-geklingel. Dabei sei daran erinnert, dass Fischler als einer der Väter der Ökosozi-alen Agrarpolitik in Österreich gilt und wie kaum ein anderer in Europa dafür steht, dass Ökologie und Ökonomie keine Gegensätze sein müssen. Fischler in einem Interview mit der Zeitung Euro am Sonntag auf die Fra-ge, ob er die von Frau Künast in Deutsch-land angekündigte Agrarwende schon ausgemacht habe: Ich kann mit dem Be-griff ,Wende nichts anfangen. Meiner Meinung nach geht es darum, dass wir vo-rankommen. Denn wenn man sich ständig wendet, dann dreht man sich im Kreis. Das ist nicht die Zukunft. Konkreter wurde Fischler in einer Re-de Anfang Mai in Berlin: Wir müssen keineswegs das Rad neu erfinden, und es gibt auch wenig Anlass, sich in archaische ländliche Utopien zu flüchten. Eine ver-antwortungsvolle Landwirtschaft muss in Zukunft zugleich wirtschaftlich leistungs-fähig, sozialverträglich und umweltge-recht sein. So wichtig die Bodenfruchtbarkeit, die Tiergesundheit und die Stabilität unserer Ökosysteme seien, so Fischler, die öko-nomischen und sozialen Erfordernisse (sprich die Lebensfähigkeit der Menschen auf den Höfen) seien es nicht minder. Fischler: Wir reden immer von der Pro-duktionskette in der Landwirtschaft. Dann müssen wir aber auch konsequent sein und die ganze Kette stärken. Wir dür-fen nicht nur an einzelnen Elementen he-rumdoktern. Fischler sprach sich dabei auch gegen grob vereinfachende Formeln wie klein ist gut oder groß ist schlecht aus. Effizientes Wirtschaften sei nicht von vornherein umweltschädlich oder gesund-heitsgefährdend, und die strikten Um-weltund Lebensmittelstandards müssten vom Bergbauern im Schwarzwald genau-so eingehalten werden wie vom Großbe-trieb in Ostdeutschland. Gütezeichen allein sind nutzlos! Besonders kritisch sprach sich Fischler dabei zu den von Frau Künast propagier-ten Gütesiegeln in der Landwirtschaft aus. Der Vorschlag, zwei neue Qualitätszei-chen einzuführen, eines für Produkte aus dem ökologischen Landbau und ein zwei-tes für Mindeststandards, artgerechte Haltung und Vorrang für Produkte aus der Region, sei ohne ergänzende Maß-nahmen zum Scheitern verurteilt. Man müsse nämlich in der Landwirtschaft end-lich zur Kenntnis nehmen, so der Kom-missar, dass auch landwirtschaftliche Pro-dukte unter Berücksichtigung der Le-bensgewohnheiten der Verbraucher ver-kauft werden müssten. Das gehe weder mit Aussagen wie Fleisch ist ein Stück Lebenskraft oder Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch, noch damit, dass man auf ein Pro-dukt öko oder bio drauf schreibe. Schon gar nicht Öko-Qualität, garantiert aus der Region XY, nachdem diese Zeichen in der BSE-Krise ja leider bewiesen hät-ten, was sie wert seien. Nein, worauf es an-komme, sei Dreierlei: Zunächst müsse die Vermarktung und der Absatz derartiger Produkte top orga-nisiert sein. Wer sich als Verbraucher für eine gesündere Ernährungsweise ent-schließe, der wolle nicht in drei verschie-dene Geschäfte rennen müssen, um von den Bioeiern über die Biomilch bis zum Biofleisch die gewünschten Produkte zu finden. Er wolle das alles in seinem Super-markt erwerben können. Und das gehe, betonte Fischler. Rund ein Jahr nach dem Dioxin-Skandal in Belgien seien die bel-gischen Handelsketten dazu in der Lage gewesen, und das Sortiment werde lau-fend erweitert. Die Produkte kämen aber in der Regel nicht aus Deutschland, weil man hierzulande lieber noch den akade-mischen Streit kultiviere, ob konventio-nell schlechter als öko sei. Lassen Sie das doch den Markt entscheiden! rief Fisch-ler aus. Das Zweite betreffe den Aufbau von Marken. Es sei doch kein Zufall, dass ge-rade zu dem Zeitpunkt, wo die Landwirt-schaft in Deutschland ökologischer wer-den solle, die beiden größten Öko-An-bauverbände Demeter und Bioland die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau gekündigt hätten. Das seien inzwischen Markennamen. Die hätten es nicht mehr nötig, sich mit der CMA auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen. Fischler zu den zwei Qualitätszeichen von Frau Künast: Können Sie mir erklä-ren, wo beim zweiten Zeichen, wenn Sie den regionalen Bezug weglassen, eigent-lich der Unterschied zur guten fachlichen Praxis liegt? Wozu brauchen Sie dann aber noch ein besonderes zweites Quali-tätszeichen? Fischler plädierte stattdessen dafür, bei den Qualitäts- und Kontrollfragen Wert auf effiziente Herkunfts- und Qualitätssi-cherungssysteme über alle Stufen des Herstellungsprozesses bis zum Ursprung zu legen. Das bedeute, dass sich der Land-wirt vertraglich festgelegten Qualitätsnor-men und Kontrollen und festen Ver-marktungsbeziehungen von der Pflanzen-und Futtermittelherstellung bis zur End-verarbeitung unterwerfen müsse. Das Springen von Vermarkter zu Vermarkter oder von Lieferant zu Lieferant wegen ein paar Pfennigen sei ein wesentlicher Grund für die Wettbewerbsschwäche der deutschen Landwirtschaft. -whd-

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.