Kommentar
Die bayerische Staatsregierung will die BHV1-Sanierung jetzt so schnell wie möglich zum Abschluss bringen. Bei einer Laufzeit von 23 Jahren und Kosten von 136 Mio. € ist das nachvollziehbar. Verständlich ist auch, dass viele Milchviehhalter, die in den vergangenen Jahren ihre Bestände sanieren ließen, nun sichergehen wollen, dass ihre Herden vor Neuinfektionen bestmöglich geschützt werden.
Ob das eigentliche Ziel der Sanierung, die Exportchancen für bayerische Zuchtrinder zu verbessern, erreicht wird und der Erfolg den Aufwand rechtfertigt, wird sich ohnehin erst in den nächsten Jahren zeigen.
Nicht akzeptabel ist jedoch, dass die bayerische Staatsregierung mit der BHV1-Sanierung die Wettbewerbsfähigkeit der Rindermäster im eigenen Land massiv schwächt:
Derzeit werden jährlich 58 000 Rinder, davon 15 000 bis 20 000 Absetzer, aus nicht BHV1-freien Regionen nach Bayern verbracht. Bis auf wenige Ausnahmen werden diese Tiere den bayerischen Betrieben künftig nicht zur Verfügung stehen.
In den vergangenen Jahren haben etliche Profi-Mäster für teures Geld neue Ställe errichtet und mit Absetzern einen rentablen Betriebszweig aufgebaut. Weitere 50 Betriebe überlegen allein in den fränkischen Regierungsbezirken ernsthaft, in die Bullenmast zu investieren. Die politisch verursachten Handelsbeschränkungen werden dieser positiven Entwicklung einen gewaltigen Dämpfer versetzen.
Die BHV1-Sanierung wird wahrscheinlich die verbleibenden bayerischen Kälbermastbetriebe, die sehr erfolgreich laufen, die Existenz kosten.
Die Zusicherung der bayerischen Tierseuchenkasse, die Kosten für die Probenentnahme und die Untersuchung im Rahmen der Quarantäne zu übernehmen und das Angebot des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, eine Arbeitsgruppe für betroffene Betriebe einzurichten, ist bisher alles, was die bayerische Staatsregierung den Mastbetrieben zu bieten hat. Ihrer Verantwortung für die existenzgefährdeten Betriebe werden Umweltminister Markus Söder und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner damit nicht gerecht.-do-