Der Druck auf den Stärkekartoffelanbau wächst. Bereits in 2012 will Brüssel mit der Entkopplung der Stärkebeihilfen beginnen, um sich in 2013 vollständig aus dem Markt zurückzuziehen. Im Klartext: Die Fabriken bekommen dann keine Verarbeitungsprämie mehr, und die Landwirte erhalten den ehemals gekoppelten Prämienanteil als einheitliche Flächenprämie.
Unklar ist derzeit noch, wie die Stärkebeihilfe 2010 ausgezahlt wird. In diesem und im nächsten Jahr dürfen die einzelnen EU-Mitgliedstaaten selbst entscheiden, ob die bisherigen Stärkekartoffelprämien als Top-Up nur den Stärkekartoffelanbauern zufallen oder allen Landwirten zugeschlagen werden. Deutschland hat sich dazu noch nicht festgelegt.
„Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss das Geld bei den Stärkekartoffelanbauern landen“, fordert der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Wichtig ist das vor allem für Landwirte mit langjährigen Lieferverpflichtungen. Die Entscheidung über die Regelung für 2012 soll noch vor dem 1. August 2010 fallen. Stärkekartoffelerzeuger müssen sich jetzt auf Folgendes einstellen:
Bis einschließlich 2011 bleibt es beim bisherigen System (39,79 €/t EU-Min-destpreis + 14,80 €/t gekoppelter Prämienanteil + evtl. Qualitätszulagen). Eine Marktzulage, wie z. B. in 2008/09, werden die drei Kartoffelstärke-Hersteller Avebe, Emsland Group und Südstärke aber wohl nicht zahlen.
Im freien Markt (ab 2012/2013) wird sich Kartoffelstärke nur in bestimmten Segmenten behaupten können. „Bei einigen Anwendungen, wie z. B. im Lebensmittelbereich, ist Kartoffelstärke wegen ihrer besonderen Eigenschaften nicht durch andere Stärkearten zu ersetzen. Hier wird sich die höherpreisige Kartoffelstärke halten“, so Hubert Eilting, Geschäftsführer der Emsland Group. „Studien zeigen, dass dafür aber nur noch rund 60 bis 90 % der bisherigen Mengen benötigt werden.“
Doch eines steht fest: Wenn die Industrie ihre Anbauer im freien Markt bei der Stange halten will, muss sie laut Vollkostenrechnung mindestens 70 €/t Stärkekartoffeln zahlen.