Die bayerischen Agrarexporteure dürften im vergangenen Jahr trotz weltweit gesunkener Agrarpreise zum sechsten Mal in Folge einen Umsatzrekord erwirtschaftet haben. Wie der Landwirtschaftsminister des Freistaates, Helmut Brunner, vergangene Woche im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche (IGW) mitteilte, beliefen sich die Ausfuhrerlöse 2015 nach ersten Schätzungen auf fast 8,9 Mrd Euro, womit das Vorjahresergebnis um rund 1 % übertroffen worden wäre.
Für den moderaten Anstieg sorgten nach Angaben Brunners vor allem hohe Zuwachsraten von jeweils 16 % beim Export in die Niederlande und Großbritannien, von 28 % im Ungarngeschäft sowie das Plus von 28 % beim Drittlandsabsatz in den USA. Dadurch seien schwächere Ergebnisse wie bei den Ausfuhren nach Italien und die Ausfälle durch den Importstopp Russlands mehr als ausgleichen worden. Die boomende internationale Nachfrage ist für den Minister ein Beleg für die anerkannt hohe Qualität und Vielfalt bayerischer Spezialitäten. Bayerischer Exportschlager Nummer eins war 2015 laut Ministerium mit einem geschätzten Ausfuhrwert von 1,5 Mrd Euro wieder Käse, gefolgt von Milch und Milcherzeugnissen mit 1,2 Mrd Euro sowie Fleisch und Fleischwaren mit rund 1 Mrd Euro. Die im Vergleich zu den Vorjahren preisbedingt geringeren Exporterlöse bei Käse und Milchprodukten seien durch deutliche Zuwächse bei Backwaren, Bier, Hopfen und Erzeugnissen wie Suppen oder Soßen kompensiert worden, erläuterte Brunner.
Wichtigster Kunde Bayerns für Agrar- und Ernährungsgüter blieb trotz rückläufiger Entwicklung Italien mit einem Ausfuhrwert von etwa 1,6 Mrd Euro, gefolgt von Österreich mit 1,2 Mrd Euro und den Niederlanden mit 920 Mio Euro. Nicht überzeugen konnten die jüngsten Außenhandelszahlen allerdings den agrarpolitischen Sprecher der Freien Wähler im Landtag, Dr. Leopold Herz, der Brunner vorwarf, die Situation der Landwirte zu beschönigen. „Der Exportrekord ist wertlos, denn wegen miserabler Preise, besonders bei Milch und Fleisch, haben Bayerns Bauern weniger denn je in der Tasche.“ Herz betonte zudem, dass für die deutsche Agrarwirtschaft die Wiederaufnahme des Handels mit Russland wichtiger sei als der Abschluss der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) mit den USA. AgE