Der deutsche Lebensmittelhandel (LEH) möchte kein Zuschauer in der Tierschutzdebatte sein. Nach Aussage von Roland Ferber, Werksleiter des Edeka Nordfrische Centers Valluhn, sieht sich zumindest Deutschlands größter Lebensmitteleinzelhändler Edeka in Sachen Tierschutz als Vorreiter. Bei der Fachtagung Vieh und Fleisch des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) in Montabaur Anfang dieser Woche machte Ferber klar, dass der Handelskonzern selbst Maßstäbe erarbeiten werde. Zu diesem Zweck seien bereits vier spezielle Tierschutzbeauftragte eingestellt worden, die die Probleme in der Tierhaltung identifizieren und neue Vorgaben für die Tierhalter erarbeiten sollen. Mit Hilfe von Pilotbetrieben wolle man dann systematisch Lösungen entwicklen, die für alle erträglich seien.
Ferber präsentierte für alle Tierarten eine Prioritätenliste zu den einzelnen „Problembereichen“, die auf Erzeugerebene gelöst werden müssten. So seien in der Schweinehaltung die Ferkelkastration, das Schwänze kupieren, das Schleifen der Zähne sowie der Antbiotikaeinsatz die wichtigsten Baustellen. Im Rinderbereich seien die Anbindehaltung, die Bolzenschusstechnik, das Enthornen und das Schwanzspitzenkürzen ein Problem. Im Geflügelberich sah Ferber bei den Kleingruppenkäfigen, beim Töten der männlichen Legeküken, bei der Betäubung sowie bei der Zucht Handlungsbedarf.
Das Edeka Nordfrische Center macht rund 250 Mio. € Umsatz. Pro Jahr werden 24.000 Rinder und 250.000 Schweine zerlegt und verarbeitet. Der Gesamtkonzern Edeka macht 40,9 Mrd. € Umsatz und ist mit knapp 30 % Marktanteil die Nummer 1 im deutschen LEH. (ab)