An der Terminbörse in Leipzig ist der „European Processing Potato Index“ (EPP) vergangene Woche mit 1,70 auf dem tiefsten Stand in der Geschichte der EEX gefallen. Der Index berechnet sich aus anerkannten Notierungen in Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden und gibt einen Überblick über den europäischen Markt für Verarbeitungskartoffeln. „Mit Worten kann man dieses katastrophale Marktbild kaum noch beschreiben“, berichtet der Börsenbroker Kaack Terminhandel. Zu Beginn der laufenden Woche seien die amtlichen Notierungen sogar ausgesetzt worden.
Der Markt liegt am Boden, weil in den Monaten Februar und März aufgrund der Corona-Pandemie viel zu wenig verarbeitet wurde. Die Experten von Kaack schätzen, dass sich rund 500.000 t Kartoffeln aufgestaut haben, die in normalen Jahren in dieser Zeit verarbeitet worden wären. Fast alle Absatzwege für Kartoffelprodukte - vor allem Fritten - seien verschlossen. Aktuell arbeiten die Fabriken demnach zwar weiter, sie beschränken sich aber zumeist darauf, die Vertragsmengen abzunehmen.
Die AMI berichtet derweil unter Berufung auf die belgische PCA, dass dort zum Stichtag 01.04.2020 noch rund 1,70 Mio. t Kartoffeln in den Lägern zur Verfügung stehen. In normalen Jahren wäre der Bestand eher zwischen 1,10 bis 1,30 Mio. t groß gewesen.
Erzeuger reduzieren Anbaufläche
Die Pandemie hat aber auch mittelfristige Folgen, denn Industriebetriebe und Händler appellieren an die Anbauer, die Anbaufläche zu reduzieren. Marktbeobachter und Anbauberater berichten, dass europaweit weniger angebaut wird. Flächen werden nun mit Getreide bestellt und Pflanzgut zurückgegeben. Die genaue Reduzierung lasse sich aber noch nicht in Prozenten messen.
Etwas Hoffnung machen die angekündigten Lockerungen des Lockdowns ab nächster Woche. Schulen sollen schrittweise ab dem 04. Mai geöffnet werden. Das könnte die Pommesnachfrage stützen. Dennoch bleiben die Umstände schwierig, weil Großveranstaltung noch bis zum 31.08. verboten bleiben und auch die Gastronomie nicht öffnen darf.
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