Das Exportklima in der Ernährungsindustrie ist zuletzt deutlich eingebrochen. Wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) vergangene Woche in Berlin berichtete, erreichte der Saldo aus Geschäftslage und -erwartungen in diesem Monat einen Rekordtiefststand von 34 Punkten, was einem Rückgang von 25 % gegenüber dem im Mai ermittelten Wert entspricht. Damals hatte der Index ein Rekordhoch markiert.
Noch stärker als die Beurteilungen zur aktuellen Geschäftslage seien die Erwartungen an das Exportgeschäft in den kommenden sechs Monaten gesunken, teilte die BVE mit. Insgesamt sei das Exportklima in den einzelnen Branchen durchwachsen; den deutlichsten Stimmungsrückgang habe es bei den Exporteuren von Milchprodukten, Fleisch sowie verarbeitetem Obst und Gemüse gegeben.
Die wichtigsten Exportmärkte seien laut Einschätzung der Unternehmen derzeit Frankreich, die Niederlande, Italien, Österreich, die USA und die Schweiz. Steigende Exporte erwarteten die Lebensmittelhersteller besonders für China, Australien und die USA. Aber auch für wachstumsstarke EU-Länder wie Polen, Belgien und die Niederlande herrsche Zuversicht. Der größte Pessimismus zeige sich erwartungsgemäß für das Exportgeschäft mit Russland; die Sanktionen und Einfuhrverbote hätten die Branche empfindlich getroffen.
Bis September Plus von gut 2 %
Die Lebensmittelausfuhren aus Deutschland sind nach Angaben der BVE in den ersten neun Monaten 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,4 % auf 39,8 Mrd Euro gestiegen. Hauptgrund für das relativ schwache Exportwachstum sei der höhere Wettbewerbsdruck, erklärte die Bundesvereinigung. In Drittländern kämen zunehmende Handelshemmnisse hinzu.
Besonders in vielen wichtigen Absatzmärkten außerhalb der EU stagniere der Export. Einer notwendigen weiteren Markterschließung stünden hier vor allem die mangelnde Rechtssicherheit, aber auch Unsicherheiten bei Wechselkursen und Handelspartnern entgegen. BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff warnte, das schwache Exportwachstum gefährde Stabilität und Beschäftigung in der Ernährungsindustrie.
Der Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit müsse gesichert werden. Dazu brauche es branchengerechte und verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik sowie eine klare Förderung der Exportorientierung - insbesondere der klein- und mittelständischen Unternehmen - und den Abbau von Handelshemmnissen. Die Politik müsse der Ernährungsindustrie strategisch wichtige Märkte im Ausland öffnen, betonte Minhoff.