Die Ökobranche verzeichnet weiterhin ein hohes Umstellungsinteresse von Landwirten. „Die Nachfrage nach entsprechenden Beratungen ist enorm. Über kurz oder lang stellt sich aber die Frage, ob die Länder in ihren Etats genug Geld haben, um die Umstellungen finanziell zu begleiten“, sagte der Vorsitzenden des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, im Interview mit dem Tagesspiegel. In mehreren Bundesländern würden sich die Kassen wegen der großen Umstellungs-Nachfrage leeren. „Wenn die Bundesregierung das Ziel, 20 Prozent Ökolandbau bis 2030 zu erreichen, ernst meint, dann muss sie sukzessive stärker in diesen Bereich investieren“, forderte zu Löwenstein.
Bereits mehrfach hat der BÖLW angemahnt, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner aus seiner Sicht sich zu wenig für den Ökolandbau engagiere. „Es genügt nicht, was die Politik bisher tut“, sagte zu Löwenstein nun auch dem Tagesspiegel. Außerdem moniert zu Löwenstein, dass sich das Landwirtschaftsministerium noch immer nicht klar zu den Reformvorschlägen aus Brüssel zur Agrarförderung geäußert habe. „Langsam werden wir ungeduldig“, so zu Löwenstein.
Der BÖLW hält es weiterhin für Landwirte für wirtschaftlich interessant, auf ökologischen Landbau umzustellen. 2017 kauften die Kunden erstmals für mehr als 10 Mrd. € Bio-Lebensmittel und der Umsatz legte um sechs Prozent zu. Zur Bioleitmesse Biofach im Februar 2019 in Nürnberg will der BÖLW die Umsatzzahlen für das Jahr 2018 vorlegen. „Ich rechne mit einer ähnlichen Entwicklung wie 2017“, sagte zu Löwenstein.
BMEL sieht sich im Plan
Der BMEL-Staatssekretär Michael Stübgen dementiert zu Löwensteins Ansicht, dass das BMEL zu wenig für den Ökolandbau mache. Die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen aus der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) sei in vollem Gange, sagte Stübgen in Berlin. Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft sei vom BMEL 2018 um ein Drittel auf 30 Millionen Euro jährlich aufgestockt worden, wiederholte Stübgen die bereits mehrfach vom BMEL vorgetragene Position.
Bei der Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) würden die Belange des ökologischen Landbaus gleichermaßen mit berücksichtigt, versicherte der Staatssekretär. „Ich halte es grundsätzlich für erforderlich, Umwelt- und Klimaleistungen künftig noch stärker auch in der 1. Säule zu adressieren“, sagte er. Im Austausch mit Verbänden und Ländern werde das BMEL prüfen, mit welcher der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen – vor allem den „Eco-schemes“ und die Agrarumweltmaßnahmen – die angestrebte Entwicklung des Ökolandbaus am besten gefördert werden könne. Neben dem Bund seien aber auch die Länder gefordert. Diese setzen mit der Entscheidung über die Verwendung der Mittel der 2. Säule die Schwerpunkte der Förderpolitik, so Stübgen weiter.