Auf einem Spargelhof in Schwaben soll es zu Verstößen gegen den Corona-Gesundheitsschutz gekommen sein. Zudem hätte der Betrieb Ausweise einiger Arbeiter einbehalten, berichtete der Bayerische Rundfunk am Donnerstag.
Wie Erntehelfer dem Sender erklärten, hätten sie weder in den Unterkünften noch bei der Essensausgabe die vorgeschriebenen Abstände einhalten können. Fotos und Videos, die der BR erhalten hat, sollen die Aussagen bestätigen. Die Arbeiter gehören zu den Menschen, die kürzlich per Sonderflieger nach Deutschland zur Ernte einreisen durften.
Über einen Anwalt ließ der betreffende Betrieb mitteilen, dass die Vorwürfe falsch seien. Man habe alle Personen über die Hygiene-Maßnahmen informiert. Der ganze Betrieb stehe unter faktischer Quarantäne. BR-Recherchen legen jedoch nahe, dass diese nicht eingehalten wurden. So hätten die Erntehelfer z.B. den Betrieb verlassen dürfen, was eigentlich ausgeschlossen sein müsse. Der Betrieb wiederum erklärt, man habe einigen Helfern vorzeitig gekündigt, weil es wohl Streit um die Feier der orthodoxen Ostern ging, an denen diese nicht arbeiten wollten. Diese Leute seien zwecks Heimreise zum Busbahnhof gebracht worden.
Ein weiterer Kritikpunkt der Erntehelfer sei laut BR, dass die Ausweise wohl mehrere Tage bis Wochen einbehalten wurden. Eine Arbeiterin sagte gegenüber dem Sender, sie habe den Pass erst wiederbekommen, als sie gegangen sei. Auch diesem Vorwurf weist der Betrieb in seinem Schreiben grundsätzlich zurück, räumt aber ein, er habe die Ausweise für wenige Tage zum Datenabgleich mit den Sozialversicherungen einbehalten: „Wegen der Corona-Krise (…) kann sich der Prozess bei manchen Erntehelfern eventuell etwas verzögert haben."
Der Bayerische Rundfunk sprach darüber mit Gewerkschaftern und Menschenrechtlern. Diese finden die „Macht, die die Arbeitgeber ausüben“ und mit der sie die „Arbeiter abhängig machen“, bedenklich. Ähnliche Fälle seien auch von Betrieben in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Baden-Württemberg zu hören, heißt es.