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Biomilch: Ziehen jetzt die Preise an?

Lesezeit: 5 Minuten

Nach der Vollkostenrechnung brauchen Biomilcherzeuger einen Milchpreis von 40 Cent netto, fordert Rüdiger Brügmann, Milchexperte beim Bioland-Verband in Augsburg. Damit spricht der Berater aus, was das Aktionsbündnis Bio-Milch fordert, ein Zusammenschluss von 30 deutschen Bio-Milchliefergruppen mit 75 % der deutschen Biomilch. Preise entwickeln sich über Vorjahresniveau Für diese Forderung sieht es nach den unbefriedigenden Vorjahren im Jahr 2005 mit einem durchschnittlichen Grundpreis von 32,96 Ct je kg (3,7 % Fett, 3,4 % Eiweiß) am Bio-Markt mittlerweile wieder besser aus (Übersichten): Die Biomilchpreise haben sich von der Entwicklung der konventionellen Milchpreise inzwischen abgekoppelt und werden für das Jahr 2005 über dem Vorjahresniveau liegen, erklärt Brügmann. Vieles deutet darauf hin, dass die positive Entwicklung anhält: Seit 2003 haben kaum noch Betriebe auf biologische Erzeugung umgestellt, gleichzeitig steigt der Absatz von Biomilch jetzt wieder an. Es ist sogar ein richtiger Nachfragemarkt entstanden. Biomilch ist knapp und einige Molkereien haben bereits Lieferengpässe, so Brügmann. Das Werben um die Biomilch im Lande hat begonnen. Einzelne Molkereien kaufen sogar schon teure Biomilch aus dem Ausland zu, um ihre Nachfrage decken zu können. Die ersten Molkereien wie Söbbecke und Upländer Bauernmolkerei haben bereits die Milchpreise angehoben. Die Entwicklung ist erstaunlich, zumal die Verwertung der Biomilch zu Bioprodukten bei vielen Molkereien lange Zeit zum Teil nur 60 bis 70 % betrug. Das gibt dem Aktionsbündnis Bio-Milch recht, das nur in der Angebotsbegrenzung eine Möglichkeit sieht, die Preise langfristig zu erhöhen. Bei vielen der rund 40 Biomilch-verarbeitenden Molkereien in Deutschland spielt Biomilch lediglich eine Nischenrolle. Da ist es schwer, die Bioprodukte kontinuierlich am Markt zu platzieren. Wer z. B. ausschließlich Bio-Trinkmilch mit 3,5 % Fett produziert, ist gezwungen, die Restmengen in die Erzeugung konventioneller Butter zu geben, weil sich der Weiterverkauf als Bioprodukt aufgrund der kleinen Mengen nicht lohnen würde. Das Problem der zu niedrigen Biomilchverwertung könnte in Zukunft aber vom Tisch sein. Denn prognostiziert wird, dass die Nachfrage nach Biomilch künftig weiter ansteigt. Das Marktforschungsinstitut AC Nielsen in Frankfurt hat im Einzelhandel ein Plus beim Absatz von Bio-Trinkmilch von 22 % registriert. Heute schon gehen 54 Mio. Liter Bio-Trinkmilch über die Ladentische der Supermärkte. In Deutschland sehen wir weiterhin kontinuierliche, leichte Steigerungen des Biomilchabsatzes. Europaweit erwarten wir in den nächsten Jahren sogar deutlich größere Wachstumsraten, so Irmgard Strobl, Marketingleiterin bei der Andechser Molkerei Scheitz. Biomilch muss in die Supermärkte Um dieses Potenzial aber auch erschließen zu können, müssen die Molkereien die Milch in den Lebensmittelketten und in den Biosupermärkten platzieren, denn das Klientel, das im kleinen Biolädchen zu hochpreisigen Waren greift, ist kaum noch erweiterbar. Das Produkt muss an die breite Masse und hier entscheidet der Preis. Das spiegelt sich letztlich in den Erzeugerpreisen wider: Die Gläserne Meierei in Berlin vermarktet schon jetzt einen Großteil ihrer Milch, insgesamt ca. 38 Mio. kg im Jahr, als Handelsmarke und liegt auch im Jahr 2005 mit 31,2 Ct/kg (inkl. 2-tägige Abholung, S-Klasse, Nachzahlung) seit Jahren deutlich hinter der Auszahlungsleistung der Nachbarmolkerei Meierei Trittau, die ihre Biomilch zu 100 % als Markentrinkmilch im normalen Lebensmitteleinzelhandel absetzt. Die Gläserne Meierei, die zum Humana- Konzern gehört, hat in der Vergangenheit in der gesamten Branche für Unmut gesorgt. Die etablierten Molkereien machten den Geschäftsführer Hubert Böhmann schon mehrfach für den Preisverfall bei Trinkmilch aus ökologischer Produktion mitverantwortlich. Vermarktungsstrategie entscheidet über den Preis Auch am Biomarkt sind innovative und verbraucherfreundliche Produkte sowie eine ausgeklügelte Vermarktungsstrategie gefragt, wenn es um Gewinne und höhere Erzeugerpreise geht. Dafür gibt es in letzter Zeit einige recht erfolgreiche Beispiele: Die Milchwerke Oberfranken West aus Coburg beliefern Aldi-Filialen sowie die Ketten Plus und Tegut mit einem Bioschnittkäse in handlichen, wieder verschließbaren Verpackungen. Trotz Listung ist der Biomilchpreis vom Feinsten: Der Jahresschnitt liegt 2005 bei 34,7 Ct inkl. S-Klasse, zweitägiger Abholung und Nachzahlung 2004. Die Upländer Bauernmolkerei in Willingen- Usseln bietet seit Januar 2005 in über 25 Naturkostläden Bio-Trinkmilch mit dem so genannten Fair-Milch-Aufschlag von 5 Ct pro Liter Milch an. Den Aufschlag gibt der Handel ohne Abzüge an die Molkerei weiter, die wiederum schreibt den Mehrerlös den Bauern auf der Milchgeldabrechnung gut. Auf diesen Zug wollen jetzt auch andere Molkereien aufspringen. Die Erzeugergemeinschaft Hamfelder Hof ist seit November mit dabei. Die Gläserne Meierei ist jetzt in die Produktion und Vermarktung von 5 Mio. Liter Milch aus antibiotikafreier Erzeugung für den amerikanischen Markt eingestiegen. Die Milcherzeuger produzieren dabei nach den Regeln des amerikanischen National Organic Program (NOP). Die Erzeuger sollen dafür zusätzlich zum Biomilchpreis 4 Ct/kg Zuschlag bekommen. Wie geht es weiter? Ob und wie sich diese Strategien am Markt behaupten können, muss sich zeigen. Für die Biobauern gilt jetzt erstmal die Knappheit am Markt zu nutzen, um bei den nächsten Verhandlungen weitere Preissteigerungen durchzusetzen. Das Ziel muss sein, den Biopreis langfristig vom konventionellen Preis abzukoppeln, so Rüdiger Brügmann. Deshalb wollen viele Bio-Liefergemeinschaften in Zukunft mit ihren Abnehmern über einen festen Preis statt über Zuschläge auf den konventionellen Preis verhandeln. Damit hatten einige schon in der vergangenen Saison Erfolg. Weiterhin wollen die Bauern des Aktionsbündnis einheitliche Verträge mit kurzen Laufzeiten für ihre Mitglieder erreichen. -sl-

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