Ein Siegel mit der Aufschrift „Keine Anbindehaltung“ setzt Anbindebetriebe weiter unter Druck. Seit Januar flaggt Aldi diese Info in leuchtendem Rot auf der Landmilch-Packung der Eigenmarke „Fair & Gut“ aus. Und das, obwohl die Milch bereits mit dem Siegel „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes versehen ist. Laut den Richtlinien haben Anbindebetriebe ohnehin keine Chance, an dem Tierwohlmilch-Programm teilzunehmen. Inzwischen haben auch andere Lebensmitteleinzelhändler wie Lidl und Netto nachgezogen.
Aldi Süd erklärt auf top agrar-Nachfrage, dass Aldi sich schon seit Jahren für die Verbesserung des Tierwohls einsetze. „Der Austausch mit unseren Lieferanten zeigt, dass alle Lieferanten und Molkereien mit ihren Erzeugern intensiv an der Verbesserung der Haltungsbedingungen bei Milchkühen arbeiten“, erklärt Pressesprecherin Carolin Sunderhaus. Dem Lebensmittelhändler sei dennoch bewusst, dass es sich mit der Forderung nach verbesserten Haltungsbedingungen um einen umfangreichen, strukturellen Prozess handle, der nicht von heute auf morgen stattfindet. „Neben der Landmilch gibt es daher nach wie vor weitere Vermarktungsmöglichkeiten für Milch aus Anbindehaltung“, so Sunderhaus.
Der Verband der Milcherzeuger Bayern kritisiert das Vorgehen scharf: „Es besteht die berechtigte Sorge, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) damit seine Eigenmarke im Preissegment mit Milch aus gesetzlich zulässiger Haltungsform weiter schwächt“, heißt es in einer Pressemitteilung. Der LEH habe zugesagt, ab 2022 QM-zertifizierte Milch in Haltungsstufe 1 zu kennzeichnen. Darunter fällt eigentlich auch die Anbindehaltung.