Während Landwirtschaftsminister Christian Schmidt seine Ideen für ein staatliches Tierwohllabel präsentiert, preschen zwei Discounter bei der Milch vor: Lidl bietet als erstes Handelsunternehmen seit Januar 2017 die Frischmilch der Eigenmarke „Ein gutes Stück Bayern“ mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ an. Künftig sollen alle Molkereiprodukte der bayerischen Regionalmarke das Label des Deutschen Tierschutzbundes tragen. Aldi Nord und Aldi Süd wollen in diesem Jahr nachziehen.
Das Label fordert u.a. eine GVO-freie Fütterung, ein Stallplatzangebot von 6,0 m2/Kuh, eine Trächtigkeitsuntersuchung vor dem Schlachten und das Erfassen tierbezogener Kriterien wie Verhalten und Gesundheit. Es verbietet die Anbindehaltung sowie das betäubungslose Enthornen. In der Einstiegsstufe gilt eine Bestandsobergrenze von 600 Kuhplätzen. In der Premiumstufe liegt die Grenze bei 350 Plätzen, zudem müssen die Kühe Auslauf und Weidegang haben.
Lieferanten für die Tierschutz-Milch sind die bayerischen Privatmolkereien Bechtel (Lidl) und Gropper (Aldi). Zu Bechtel liefern 56 Milcherzeuger rund 37 Mio. kg Milch. Bereits jetzt bekommen sie einen Zuschlag für „Ein gutes Stück Bayern“. 2016 sollen es ca. 6 ct/kg gewesen sein.
In der Branche sorgt der Vorstoß für Unruhe. Befürchtet wird, dass sich die Tierschutz-Milch als Standard etablieren könnte – so wie es bei GVO-frei passiert ist. Diese Gefahr sieht Hans Stöcker von der Landesvereinigung Milch NRW aber nicht. Das sei nicht machbar.