Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

Aus dem Heft

Lieferbeziehung: Von Frankreich lernen?

Lesezeit: 4 Minuten

Die französische Genossenschaftsmolkerei Alsace Lait fährt ein striktes Milchmengen-Management. So steigert sie die Wertschöpfung und den Milchpreis.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

In Deutschland prägen eine unbegrenzte Andienungspflicht und eine unbegrenzte Abnahmegarantie die Lieferbeziehungen zwischen Landwirt und Molkerei. Das zeigt eine bundesweite Umfrage (mehr auf Seite R8).


Zwar kritisieren einige Milcherzeuger die volle Andienungspflicht. Doch die Abnahmegarantie kommt ihnen gleichzeitig entgegen, weil die betriebsinterne Mengenplanung entfällt. Selbst bei größeren Wachstumsschritten müssen sich Landwirte keine Gedanken über die zusätzlichen Absatzmöglichkeiten machen. Die Molkerei muss sämtliche Milch annehmen – auch wenn sie dafür keine lukrativen Verwertungen hat und die Wertschöpfung des gesamten Unternehmens sinkt.


Dass es anders geht, zeigt die Genossenschaftsmolkerei Alsace Lait aus dem Elsaß in Frankreich. Sie passt selbstständig die angelieferte Milchmenge auf die Verwertung ab.


Menge auf Absatz abgepasst:

Alsace Lait hat 270 Mitglieder mit 140 Mio. kg Milch. Sie kauft keine weitere Milch zu. 2016 erwirtschaftete die Genossenschaft einen Umsatz von ca. 125 Mio. €. Umgerechnet sind das etwa 0,90 €/kg.


Die Molkerei führt eine starke regionale Marke im Osten Frankreichs. Diese macht 31% des Umsatzes aus. Handelsmarken haben einen Anteil von 57%, Industriegeschäfte von 12%. Das wichtigste Produkt ist Quark (Übersicht 1). Gut 80% des Umsatzes erzielt Alsace Lait in Frankreich, den Rest im Export.


Statt einer vollständigen Andienungspflicht und Abnahmegarantie hat die Molkerei ein konsequentes Mengenmanagement eingeführt. Dabei haben sich Geschäftsführung und Vorstand ausschließlich danach gerichtet, welche Milchmengen für die Strategie, Verwertung und Absatz der Molkerei langfristig am besten sind. Auf die Wünsche der Genossenschaftsmitglieder sind sie dabei weniger eingegangen. Deshalb mussten sie das Mengenmodell insbesondere zum Quotenende gegen den Widerstand einiger Mitglieder durchsetzen. Diese sträubten sich zunächst gegen eine neue Mengenbeschränkung.


Seit dem EU-Milchpaket 2012 sind fünfjährige Lieferverträge in Frankreich üblich. Die Ausgestaltung variiert. Übersicht 2 zeigt den Liefervertrag der Genossenschaftsmolkerei Alsace Lait.


Bonus und Malus:

Die Molkerei legte die Milchmenge für das Jahr 2017 für jeden Lieferanten fest. Die Menge orientiert sich an den Vorjahren. Je nach Bedarf hält die Molkerei die Liefermenge stabil oder passt sie bei dynamischer Weltmarktentwicklung nach oben an.


Der Landwirt legt zu Jahresbeginn fest, wie viel Milch der Jahresmenge er pro Monat liefern wird. Einzelne Monate dürfen dabei vom Plan abweichen. Für das jeweilige Quartal muss er die vereinbarte Menge aber einhalten.


Liefert er im Quartal 97 bis 100% der vereinbarten Menge, zahlt die Molkerei einen Zuschlag von 0,3 ct/kg. Liefert er mehr Milch, vergütet die Molkerei bis zu 10% der Übermilch zum Spotpreis. Sollte dieser über dem Auszahlungspreis liegen, behält die Molkerei die Differenz für Investitionen ein.


Produziert der Landwirt über 10% mehr als vereinbart, muss er für diese Mehrmengen eine Strafe von 15 ct/kg an die Molkerei zahlen. Das ist aber nur selten der Fall. Die Milcherzeuger haben gelernt, sich nach dem Mengenplan zu richten und es fällt ihnen leichter, die Quartalsmengen einzuhalten als früher das einjährige Quotenjahr.


Stellt ein Betrieb die Produktion ein, legt die Molkerei die freiwerdende Menge in der Genossenschaft um. Sie bevorzugt dabei Junglandwirte und investitionswillige Milcherzeuger.


Das strenge Mengenmanagement ist auf die Verwertung der Molkerei abgestimmt. Die Sanktionen für Übermengen sollen die Ausweitung der Produktion einschränken. Denn die Mehrmengen würden die Wertschöpfung des Unternehmens verwässern.


Bisher klappt das gut: In den letzten drei Jahren lag der Auszahlungspreis von Alsace Lait über dem deutschen und französischen Schnitt (Übersicht 3). Vor allem 2015 und 2016 sind die Mitglieder gut durch die Krise gekommen. Klar ist aber, dass die betriebliche Entwicklung der Erzeuger eingeschränkt ist.


Fazit:

Genossenschaften können eine höhere Wertschöpfung erzielen, wenn sie Vermarktung und Milchmengen abstimmen. Dazu ist ein straffes Mengenmanagement nötig. Die Landwirte erhalten dafür überdurchschnittliche Milchpreise. Das Beispiel zeigt aber auch, dass nur die Molkereien Mengen und Lieferbeziehung passgenau gestalten können. Allgemeine staatliche Vorgaben können das nicht. -pl-

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.