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Niederlande: Weideprämien steigen weiter

Lesezeit: 4 Minuten

Bis 2020 sollen 80% der niederländischen Kühe auf der Weide stehen. Doch jetzt bedroht die Phosphat-Quote dieses Ziel.


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Die Niederlande sind Weideland. Rund 76% der Milchviehbetriebe halten die Kühe draußen. Das ist nicht nur den prädestinierten Flächen, sondern vor allem Fördermaßnahmen und Milchgeld-Prämien zu verdanken.


Denn nach den Plänen der Regierung sollen bis 2020 mindestens 80% der Betriebe Weidehaltung betreiben. Um eine Weidepflicht zu vermeiden, fördert die Milchbranche die Weidehaltung intensiv. Doch die neue Phosphat-Quote erschwert diese Pläne.


Weideprämie steigt:

Die Branche unterstützt die Weidehaltung mit zahlreichen Maßnahmen – auch aus eigenem Interesse.


Die Molkereien wollen mehr Betriebe zur Weidehaltung motivieren und locken mit Milchgeld-Zuschlägen. Anfang 2017 erhöhten erneut nahezu alle niederländischen Molkereien die Weideprämien auf bis zu 2 Cent je kg Milch (Übersicht 1). Für die Unternehmen rentiert sich die Vermarktung von Weidemilch, denn die Nachfrage steigt. So will die niederländische Supermarktkette Albert Heijn zukünftig nur noch Weidemilch-Produkte anbieten.


Zusätzlich unterstützt die Stiftung Weidegang, finanziert von der Branchenorganisation ZuivelNL, Neueinsteiger bei allen Fragen rund um die Weidehaltung. In verschiedenen Projekten organisieren sie den Austausch unter Berufskollegen oder einen persönlichen Berater. Die Frage, wie sich Weidegang und Melkroboter kombinieren lassen, ist ebenfalls Teil eines Projektes.


Weidehaltung hat in der niederländischen Bevölkerung einen hohen Stellenwert – auch in Zukunft. So zeigte eine Umfrage unter 500 Jugendlichen an Berufsbildenden-Schulen, dass sie Weidehaltung grundsätzlich befürworten. Nahezu alle Schüler gaben an, dass sie es genießen, Kühe auf der Weide zu sehen. Und 75% gaben an, dass sie sich generell Milchkühe auf der Weide wünschen.


Unterschiedliche Definitionen:

Wie viele Kühe in den Niederlanden weiden, ist nicht klar. Das liegt an unterschiedlichen Definitionen von Weidehaltung. So ermittelt das nationale Statistikamt (CBS) den Anteil der Kühe, die während der Weidesaison einen oder mehrere Tage auf der Weide waren. Ein Teil-Weidegang wird nicht erfasst.


Demnach sinkt der Anteil der weidenden Milchkühe seit einigen Jahren kontinuierlich. Während 2012 noch 70% der Kühe auf der Weide waren, sollen es 2015 nur noch 65% gewesen sein. Auch der Anteil der Betriebe mit Weidehaltung sei leicht gesunken, und zwar von 78% (2014) auf 76% (2015).


Im Gegensatz dazu beruft sich die „Nachhaltige Milchwirtschaft“ (DZK, gehört zur Branchenorganisation ZuivelNL) auf die Angaben der Molkereiunternehmen. Sie definiert Weidehaltung anhand der Zahl der Betriebe mit Voll- und Teilweidehaltung.


Demnach sind im letzten Jahr rund 300 niederländische Betriebe neu in die Weidehaltung eingestiegen. Das führen die Unternehmen auf die zahlreichen Bemühungen und Projekte in den letzten Jahren zurück.


Phosphat-Quote angekündigt:

Trotz der Bemühungen des Sektors scheint ein Rückgang der Weide-Quote kaum zu verhindern zu sein. Denn die Pläne zur Phosphat-Reduktion drohen den Strukturwandel zu beschleunigen (top agrar 1/2017, Seite R8). Die Regierung will die Phosphat-Produktion begrenzen und dazu die Kuhzahl reduzieren. Betriebe müssen abstocken oder Strafen zahlen. Unter anderem fördert sie den Ausstieg aus der Milchproduktion. Davon sind besonders kleine Milchviehbetriebe betroffen. Das könnte sich auf die Weidehaltung auswirken.


Auswertungen zeigen, dass vor allem kleinere Betriebe Weidehaltung betreiben (Übersicht 2). In den Herden mit 40 bis 60 Kühen stehen rund 87% auf der Vollweide, während das in Herden mit 160 Kühen und mehr nur 39% sind. Brechen die kleinen Betriebe weg, sinkt der Anteil der weidenden Kühe.


Offen ist, wie Verbraucher und Regierung auf diese Entwicklung reagieren. Staatssekretär Martijn van Dam hält 80% Weidegang weiterhin für möglich. Weil aber immer weniger Kühe auf den Weiden stehen, werden Forderungen nach einer Weidepflicht laut.


„Ohne Prämien geht es nicht.“

Das will die Milch-Branche in jedem Fall verhindern und die Weidehaltung unterstützen. „Mit einer Weidepflicht ließen sich für die Produkte keine Mehrwerte erzielen. Warum sollten die Molkereien dann noch Zuschläge zahlen? Eine Pflicht würde den Weidebetrieben schaden“, erklärt Kees Romijn, Fachgruppe Milchviehhaltung beim niederländischen Bauernverband (LTO).


Einen Erfolgsfaktor für Weidegang sieht Romijn deshalb in den Milchgeld-Zuschlägen. „Ohne diese Prämien wird es keinen Weidegang geben. Sie sind ein wichtiger Anreiz dafür, mit der Weidehaltung zu starten.“


Harm Wiegersma, Vorsitzender des Verbandes für niederländische Milchviehhalter (NMV), hält ebenfalls zusätzliche finanzielle Anreize für nötig. Er ist überzeugt, dass mit steigenden Zuschlägen wieder mehr Betriebe auf Weidehaltung umstellen. Der Ansporn maximale Milchmengen zu produzieren sei wegen der Phosphat-Quote gering. Wiegersma sagt: „Wie wäre es, wenn z.B. FrieslandCampina einen Zuschlag von mehr als 2 Cent pro kg Milch für Weidegang zahlen würde?“


Jan Willem Veldman, BoerderijAnke Reimink, top agrar

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