Für die Milchbauern kommt es derzeit knüppeldick: Verschärfte Anforderungen an die Produktion, öffentliche Bloßstellungen und der Absturz der Milchpreise.
Dazu nur einige Beispiele der vergangenen Tage: Das Magazin „Der Spiegel“ erklärt schwarzbunte Bullenkälber kurzerhand zu Wegwerfkälbern. Sicher ist der niedrige Erlös für Holstein-Bullenkälber ein Thema, mit dem sich die Branche auseinandersetzen muss. Wenn einzelne schwarze Schafe ihre Kälber gezielt töten oder sterben lassen, müssen sich die Milcherzeuger klar und deutlich davon distanzieren. Diese Einzelfälle allerdings komplett zu pauschalieren, geht völlig an der Realität vorbei. Die Millionen Spiegel-Leser merken das nicht, für sie bleibt hängen: Milcherzeuger töten ihre Bullenkälber, sie sind ein Abfallprodukt der Milchindustrie. Das frustriert 80 000 Milchbauern und ihre Familien.
Parallel dazu prügelt der Handel die Milchpreise in den Keller. Wenn die gleichen Unternehmen aber betonen, mehr für Tierwohl tun zu wollen und sogar Zertifikate für Nachhaltigkeit fordern, klingt das wie Hohn für die Bauern. Denn nachhaltige Preise will der Handel nicht zahlen: Anfang Mai hat er die Trinkmilch-Preise um 4 Cent pro Liter gesenkt. Kondensmilch, Sahne und Butter sind jetzt ebenfalls günstiger.
Die Gründe dafür sind komplex: Aldi und Lidl haben im ersten Quartal 2015 Marktanteile verloren. Diese wollen sie mit einer aggressiven Preispolitik zurückerobern – auch wenn Milch-erzeuger auf der Strecke bleiben.
Bei den Verhandlungen mit den Molkereien spielten den Discountern offenbar auch die Diskussionen rund um das Ende der Milchquote in die Karten: Die Molkereien übertrumpfen sich mit den Mengenprognosen nach dem Quotenende, der BDM skandiert ständig den Weltuntergang und der Trinkmilch-Spezialist Hochwald senkt im vorauseilenden Gehorsam bereits vor den Verhandlungen den Milchpreis um 1,5 ct/kg. Vom DBV kam nichts – außer einer enttäuschten Reaktion.
Die harten Marktfakten hätten für halbwegs stabile Abschlüsse gesprochen. Markt hat aber auch etwas mit Psychologie zu tun – das muss die Branche lernen.
Zu allem Überfluss forciert die Politik fortlaufend den Druck auf die Milcherzeuger. Vor allem die grünen Minister kegeln mit ihren immer schärferen Vorgaben kleinere Betriebe sowie Weidebetriebe aus der Produktion – obwohl sie genau diese wollen.
Den Milcherzeugern steht deshalb ein unangenehmer Sommer bevor. Jetzt sind alle gefordert:
- Die Politik: Sie muss unterstützen, beispielsweise mit steuerlichen In-strumenten wie der Risikoausgleichszulage. Viele Milcherzeuger müssen jetzt in der Tiefpreisphase Steuern vom Vorjahr nachzahlen. Ein Glätten der Steuergewinne über mehrere Jahre würde ihnen helfen.
- Die Molkereien: Sie müssen offener für strategische Zusammenarbeiten sein. Kooperationen im Ein- bzw. Verkauf oder in der Verarbeitung können die Marktposition stärken, es müssen nicht immer Fusionen sein.
- Die Verbände: Gute Ideen sind gefragt, um die Position der Milcherzeuger zu verbessern – egal aus welchem Lager. Sticheleien und kategorisches Ablehnen macht nur schlechte Stimmung und spielt letztlich dem Handel in die Karten.
- Die Milcherzeuger: Noch stärker als sonst müssen sie an ihrer Pro-duktionstechnik feilen und die Kosten senken.
Die Milcherzeuger stecken in einem Teufelskreis – nur gemeinsam schaffen sie es da raus!