Behandelt der Tierarzt in Zukunft noch das einzelne Tier? Soll er sich zum Allround-Betriebsberater entwickeln? Eine Onlineumfrage im Rahmen einer Doktorarbeit an der Klinik für Wiederkäuer in Gießen sollte klären, wie sich der Landwirt künftig die Zusammenarbeit mit seinem Tierarzt vorstellt. Deutschlandweit nahmen 232 Landwirte an der Umfrage teil. Die meisten von ihnen halten zwischen 50 und 150 Kühe und rund 40% planen in den nächsten fünf Jahren ihren Bestand aufzustocken.
Es zeigte sich, dass Landwirte die Kompetenz der Tierärzte bislang überwiegend im Bereich der Diagnosestellung, der Einzeltierbehandlung und der Trächtigkeitsuntersuchungen in Anspruch nehmen. Mehr als 95% der Befragten denken, dass die Einzeltierbehandlung auch in Zukunft noch sehr wichtig sein wird.
Als Berater für Fütterung, Haltung, Zucht und Melken spielt der Tierarzt bislang eine untergeordnete Rolle. Nur 6 bis 10% der Landwirte gaben an, dass ihr Tierarzt sie hierbei berät. Vor allem bei der Fütterung und Betriebswirtschaft haben Tierärzte nach Ansicht der Landwirte Defizite. Das übernehmen meist andere Dienstleister oder die Landwirte selbst. Jedoch würden 40% der Landwirte die Beratung ihres Tierarztes nutzen, wenn dieser mehr Fachkompetenz in diesen Bereichen hätte.
Der Großteil der Landwirte denkt, dass die Bestandsbetreuung und Beratung durch den Tierarzt in Zukunft noch wichtiger wird (Übersicht). Hier besteht noch Gesprächsbedarf: Fast die Hälfte der Landwirte weiß laut der Umfrage nicht, dass Tierärzte auch Bestandsbetreuung anbieten.