Hinter den Kulissen brodelt es in der Milch-Branche derzeit offensichtlich gewaltig: Im Vorfeld des Milchstruktrugesprächs bei Landwirtschaftsminister Christian Schmidt haben sich fünf große Genossenschaftsfmolkereien ein Stück weit vom Milchindustrie-Verband (MIV) distanziert. Sie wollen eine Interessengemeinschaft gründen – mit der Option zu einer anerkannten Branchenorganisation.
Zur Vorbereitung des gestrigen Gesprächs mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt haben sich ehrenamtliche Vertreter der Genossenschaftsmolkereien Ammerland, Arla Foods, Deutsches Milchkontor, Royal FrieslandCampina und Hochwald getroffen. Sie haben sich auf eine gemeinsame Position verständigt, die top agrar vorliegt. Diese haben sie mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Peter Bleser erörtert.
Die Unternehmen halten eine verbesserte Abstimmung zwischen den Genossenschaftsmolkereien für notwendig. Vorstellbar sei eine Interessengemeinschaft. Einer Weiterentwicklung dieser Interessengemeinschaft zu einer anerkannten Organisation der Milchwirtschaft stehen sie offen gegenüber. Außerdem könne man sich in diesem Rahmen über mögliche Instrumente zur Vorbeugung weiterer Milchmarktkrisen austauschen und, zusammen auch mit anderen Marktteilnehmern, entwickeln.
"Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Unternehmen den EU-Fördertopf in Höhe von 200 Mio. € zur Absatzförderung anzapfen können", berichtet ein Branchenkenner gegenüber top agrar. Bisher fließe das Geld vor allem nach Frankreich und Irland.
Offensichtlich fühlen sich die fünf Molkereien nicht hinreichend vom Milchindustrie-Verband vertreten und haben die Eigeninitative gestartet. Denn der MIV, bei dem vor allem die hauptamtlichen Vertreter der Molkereien die Richtung vorgeben, positioniert sich etwas anders: „Wir haben genug Verbände und Organisationen in Deutschland. Diese sind für die geforderten Aufgaben bestens aufgestellt“, sagte der MIV-Vorsitzende nach dem Gespräch mit Minister Schmidt. Einig sind sich aber beide darin, dass ein Branchenverband keine allgeinverbindlichen, nationalen Mengenbeschränkungen machen sollte.
Der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, begrüßte den Vorstoß der Molkereien: „Bedeutende Akteure des deutschen Milchsektors haben sich heute bereit erklärt, einen Branchendialog zwischen den großen Genossenschaftsmolkereien und den Landwirten zu etablieren, um eine verbesserte Abstimmung untereinander zu ermöglichen. Wir teilen die Auffassung dieser Molkereien, dass hierbei die Bereiche Absatz- und Innovationsförderung ganz oben auf der Agenda stehen sollten. Auch der vorgesehene Austausch über Instrumente der Risikoabsicherung kann für kommende Krisen nur förderlich sein.“