Die größten Konflikte von behornten Tieren lassen sich im Fress- und im Wartebereich beobachten. Sackgassen in Ställen rufen hingegen seltener Probleme hervor. Das zeigt die Auswertung eines Forschungsprojekts mit behornten Kühen der Uni Kassel. Die Haltung von horntragenden Kühen erfordert demnach ein besonderes Management. Auch beim Stallbau sind einige Punkte zu beachten. Bioland stellte stellte die Ergebnisse in einem Online-Seminar vor.
Eine Auswertung verdeutlicht, wo die meisten Auseinandersetzungen mit Körperkontakt im Stall stattfinden:
Um einer (teilweise) horntragenden Herde auch im Stall gerecht zu werden, können Landwirte folgende Punkte beachten.
Praktische Tipps
- Fressbereich: Mit verschließbaren Selbstfang-Fressgittern lassen sich alle Tiere zu den Hauptfütterungszeiten sicher fixieren. Das minimiert das Konfliktpotenzial und die Kühe können in Ruhe fressen. Landwirte sollten darauf achten, dass die Fressgitter breit genug und damit gut zugänglich bzw. schnell zu verlassen sind.
- Kraftfutterstationen: Oft werden diese Bereiche zum Nadelöhr. Einige Kühe versuchen fressende Tiere aus den Stationen „heraus zu boxen“ – häufig entstehen dadurch Verletzungen. Einige Betriebe haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass alte Kraftfutterstationen als Zufluchtsort dienen. Hier sollten Milchviehhalter betriebsindividuell abwägen, ob vorhandene Kraftfutterstationen in das Management passen.
- Wartebereich: Ein begrenztes Platzangebot bedeutet für die Kühe Stress und die Verletzungsgefahr steigt. Ist dieser Bereich quadratisch und nicht schlauchförmig angelegt, bietet er den Tieren eine bessere Ausweichmöglichkeit.
- Melken: Nach dem Melken kommt es vor, dass ranghöhere Tiere den Ausgang blockieren. Rinderhalter können während der Melkzeit frisches Futter vorlegen, damit die Kühe zügig den Fressbereich aufsuchen und den Weg frei machen.
- Weide: Der Weidegang im Sommer wirkt sich aufgrund des großen Platzangebots positiv auf die Konfliktsituation aus. Außerdem entlastet das die Interaktionen im Fressbereich.
Infos zum Projekt
An dem dreijährigen Forschungsprojekt der Uni Kassel „Hörner im Laufstall“ nahmen insgesamt 39 Betriebe aus Deutschland teil. Die meisten Betriebe befinden sich im Süden, einige in West- bzw. Norddeutschland. Die Anzahl der Kühe war mit 13 bis 135 Kühen pro Betrieb sehr unterschiedlich. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) finanzieren das Projekt.