Eine Erhebung zu den Wünschen der Landwirte hinsichtlich der Lieferbeziehungen zu Molkereien stellte Prof. Sebastian Hess vom Institut für Agrarökonomie an der Universität Kiel auf der Sitzung des wissenschaftlichen Beirats des Milchindustrie-Verbandes vor. Befragt wurden 782 Milcherzeuger. Kleinere Betriebe wünschen sich dabei die Fortführung des status quo, größere tendieren zu Änderungen.
Bei der Bewertung der Stimmung unter den Landwirten hinsichtlich ihrer Beziehung zu den Molkereien ist eine genauere Betrachtung erforderlich, um Gründe für deren Unzufriedenheit auszumachen. Laut Hess liegen die Ursachen hierfür keinesfalls ausschließlich in einem zu niedrigen Auszahlungspreis.
Die negative Haltung gegenüber längeren Kündigungsfristen hänge der jüngsten Umfrage zufolge genauso mit der „unbefriedigenden Kommunikation von Problemen“ durch die Molkereien und einem fehlenden Vertrauen in deren Führung zusammen.
Insgesamt seien die Gegebenheiten und Präferenzen der Landwirte zu den Lieferbedingungen sehr heterogen, weshalb sich staatliche Eingriffe in diese Strukturen kaum rechtfertigen ließen.
Rund 40 % der befragten Bauern wünschten sich eine Absicherung durch die Warenterminbörsen, angeboten durch die Molkereien, so Hess. Allerdings lehnten das die Vorstände norddeutscher Privatmolkereien eindeutig ab, und nur 40 % der Genossenschaftsmolkereien wollten ihren Mitgliedern ein entsprechendes Angebot machen. Ihrer Ansicht nach müssten die Betriebe ihr Risiko selber einschätzen.
Größere strukturelle Änderungen sieht Hess auf die Molkereien auch im Zuge des Strukturwandels zukommen. Für sie bestehe die Gefahr, dass ihr mit den stetig wachsenden Großbetrieben die größten Mitglieder abhanden kämen, um ihre Milch anderweitig zu vermarkten.
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