Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) wehrt sich gegen eine Einmischung der Politik in die Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Milcherzeugern. Im Interview mit AGRA-EUROPE warnt DRV-Hauptgeschäftsführer
Dr. Henning Ehlers vor Eingriffen in die Vertragsfreiheit, die möglicherweise sogar Änderungen des Genossenschaftsrechts nach sich ziehen würden.
Die Instrumente in den Lieferbeziehungen zwischen Genossenschaften und Landwirten hätten sich bewährt. Sie basierten auf Beschlüssen in den Gremien der Genossenschaften. Ehlers: „Wir verwahren uns dagegen, dass diese Satzungsautonomie der Genossenschaften leichtfertig infrage gestellt wird.“
Der Politik wirft Ehlers vor, sie agiere in der Milchkrise „sehr mediengetrieben, teilweise wenig sachorientiert“. „Von der Politik wünsche ich mir manchmal mehr Augenmaß“, so der Hauptgeschäftsführer. Teilweise fehle es auch an Sachverstand, wenn mit schnellen Forderungen in die Presse gegangen werde.
Für unverzichtbar hält Ehlers die Andienungspflicht, ohne die es auch keine Abnahmeverpflichtung der Genossenschaften geben könne. „Wenn unsere Unternehmen künftig individuelle Verträge schließen müssten, würde das ganze Solidarmodell der Genossenschaft ins Wanken geraten“, betont der Hauptgeschäftsführer. Dann würden insbesondere marktfern gelegene landwirtschaftliche Betriebe und solche mit ungünstigen Strukturen nicht mehr in den Genuss der Abnahmeverpflichtung kommen.
Zurückhaltend äußert sich Ehlers zu einer möglichen Branchenorganisation. Er sei „äußert skeptisch“, im Rahmen einer Branchenorganisation „Mengen und Preis festklopfen zu können“. Dies sei kartellrechtlich „überaus problematisch“. Handlungsfelder ergäben sich aber möglicherweise im Bereich der Image- und Absatzförderung.
Ehlers geht davon aus, dass der Milchmarkt bis Ende dieses Jahres die Talsohle durchschritten haben wird.