Herman Versteijlen, Direktor für Wirtschaftsfragen der Agrarmärkte bei der EU-Kommission, hält die derzeitigen Instrumente für den Milchmarkt für ausreichend. Anlässlich der Vortragstagung „Milchwirtschaft im freien Markt – Perspektiven für Bayern“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub erteilte er der Forderung, die Ankaufspreise für die Intervention von derzeit 21 ct/kg zu erhöhen, eine Absage. Eine Entschädigung im Falle eines freiwilligen Lieferverzichtes hält der Spitzenbeamte zwar für „theoretisch möglich, aber kaum umsetzbar“. Das Instrument sei ineffizient, weil im Gegenzug andere Betriebe die Produktion ausdehnen würden, und noch dazu sehr teuer.
Versteijlen erwartet, dass der Milchmarkt bis 2013 stabil bleibt. Die Milchproduktion in der EU werde voraussichtlich weiter um rund 0,8 % pro Jahr zunehmen. Entwickle sich der Drittlandsexport so wie in den letzten Jahren, ließen sich die zusätzlichen Mengen gut absetzen.
Vorsichtiger argumentierte der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. „Eine vollständige Liberalisieriung des Milchmarktes darf es nicht geben“, warnte der Politiker. In gewissen Umfang müsse es weiter Marktordnungsintrumente wie Intervention, private Lagerhaltung oder Entschädigung geben, um schwere Einbrüche des Marktes abzufedern.
Keinen Fortschritt für die Milchvermarktung der bayerischen Erzeuger erwartet Ludwig Huber, Milchmarktexperte der LfL, vom Milchpaket der EU. Die wichtigsten Inhalte des Pakets seien bereits bayerischer Standard, so Huber. Aber das Paket könne die Bauern dazu ermuntern, ihre Kräfteweiter zu bündeln.
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