"Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt und blendet aus, dass es auch Nutztiere gibt, Tiere, die wir brauchen, um Fleisch, Milch und Eier zu erzeugen", sagt DBV-Vizepräsident Werner Schwarz im Interview mit der Zeit. Darin debattierte er zusammen mit Hirnforscher Andreas Kreiter, Zoodirektor Dag Encke und zwei Zeit-Redakteuren darüber, ob man an Tieren forschen, sie einsperren, schlachten und essen darf.
Die Menschen hätten keine eigenen Erfahrungen damit, was ein Tier aushalte, fügt Kreiter hinzu. Menschen schrieen laut auf, wenn sie sehen, wie der Bauer sein großes Rind mit der Gerte antreibt. Dabei sei den wenigsten klar, dass die Wucht des Schweifes größer ist als die des Schlages von Menschenhand. Und das sei nur eines von vielen Beispielen dafür, dass viele Menschen heute keine Ahnung von Tieren haben, erklärt er.
Wir hätten inzwischen einen Schutzmaßstab, der, gemessen an den natürlichen Lebensbedingungen der Tiere, sehr hoch sei. "Sogar das Leben vieler Menschen wäre nach dem Tierschutzgesetz geradezu rechtswidrig: die soziale Isolation, die Einzelhaltung in Single-Wohnungen, die völlig ungenügende Berücksichtigung artspezifischer Belange, die unregelmäßige Nahrungsversorgung - eine einzige Katastrophe", gibt der Hirnforscher zu denken.
"Einen Ort, an dem Tiere und Menschen unabhängig voneinander und frei zusammenleben, den gibt es nicht ", sagt Encke. Doch die Menschen malten sich das Leben der Tiere in Freiheit in allzu bunten Farben aus. Das sei realitätsern. Der Zoodirektor plädiert für die Offenheit der Tierhalter. "Wir müssen mehr kommunizieren", mahnt er, "auch wenn die Wahrheit ethisch schwieriger vertretbar ist". Die Gesellschaft könne nicht entscheiden, ob sie Zoos, Tierversuche, Tiermast in der aktuellen Form will, wenn sie nichts darüber wisse. Aber das zu vermitteln sei ihre Aufgabe.
Parallel zum Interview startete die Zeit eine Online-Umfrage. Sie wollte wissen, was sie über Tierversuche, Massentierhaltung und Zoos denken. Rund 11.500 Leser nahmen daran teil. Eines der Umfrage-Ergebnisse: Die meisten Teilnehmer glauben, dass bei 50 Milchkühen Massentierhaltung beginnt und liegen damit nah an der durchschnittlichen Bestandsgröße von 57 Milchkühen. Die Zeit gibt selbst an, dass die Umfrage nicht repräsentativ ist. Sie könne nicht ausschließen, dass manche der Leser mehrfach geantwortet hätten.