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Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

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Bricht im Südwesten die Veredlung weg?

Lesezeit: 13 Minuten

Viele Betriebsaufgaben, kaum noch Investitionen: Die Schweinehaltung in Baden-Württemberg steckt in einer tiefen Krise. Was sind die Ursachen? Lässt sich die Talfahrt noch stoppen?


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Einst Ferkelhochburg, heute Zu­schussgebiet: Die Talfahrt, die die Schweinehaltung im Ländle in den vergangenen Jahren vollzogen hat, ist verheerend. Standen 2005 noch 2,35 Mio. Schweine in baden-württembergischen Ställen, waren es bei der letzten Viehzählung im November 2013 lediglich noch 1,9 Mio. Tiere (-20 %).


Besonders dramatisch ist der Einbruch in der Sauenhaltung, die in den letzten zehn Jahren im Schnitt jährlich um 4 % schrumpfte (siehe Übersicht S. S 9). Aufgrund der Pflicht zur Gruppenhaltung warfen von 2011 bis 2013 22 % der Sauenhalter das Handtuch!


Die Folge: Der Ferkelüberschuss schmolz unaufhaltsam dahin. Während die südwestdeutschen Sauenhalter 2005 mehr als 1,2 Mio. Ferkel jenseits ihrer Landesgrenzen absetzten, war die Ferkelbilanz 2013 bereits nahezu ausgeglichen. Und 2014? Herbert Klein, Ge­schäftsführer der UEG Hohenlohe­-Franken, rechnet fest damit, dass Baden-Württemberg in diesem und in den nächsten Jahren ein Zu­schussgebiet wird. „Nicht weil die Mast wächst, sondern weil noch mehr Ferkel­erzeuger aufhören werden“, so seine Befürchtung.


Denn auch in der Schweinemast sieht die Entwicklung alles andere als rosig aus. Nach einem Aufschwung Mitte des letzten Jahrzehnts schrumpften die Mastschweinebestände von 2010 bis 2013 um rund 7 %. Der Selbstversorgungsgrad mit Schweinefleisch in Baden-Württemberg stagniert trotz sinkendem Verbrauch bei 55 %. Wie konnte es soweit kommen?


Vielfältige Ursachen:

Die Gründe für den Rückgang der Schweinehaltung im Südwesten sind vielfältig:


  • Standortnachteile: Die Region Hohenlohe-Franken/Ostalb gehört traditionell zur „Ferkelwiege“ Baden-Württembergs. Historisch bedingt befinden sich die Betriebe hier in Haufen­dörfern, was ihre Entwicklungsmöglichkeiten stark einschränkt. Wer nicht schon vor vielen Jahren ausgesiedelt hat, wird das heute kaum noch wagen. „Die Erschließungskosten sind einfach zu hoch“, beschreibt UEG-­Geschäftsführer Klein das Dilemma. Kein Wunder also, dass die im hohenlohischen Niederstetten beheimatete UEG in den letzten drei Jahren die Hälfte ihrer Mitgliedsbetriebe verloren hat, weil diese aus der Erzeugung ausgestiegen sind.


Ein besseres Bild zeigt sich in der zweiten wichtigen südwestdeutschen Schweinehochburg Ulm/Oberschwaben. Hier findet man mehr Betriebe, die historisch bedingt in Einzelhoflagen liegen oder früher ausgesiedelt haben. „Die Standortfrage ist bei uns nicht ganz so schwierig wie in anderen Regionen Baden-Württembergs“, bringt es Christian Schramm, Berater am Landwirtschaftsamt in Biberach, auf den Punkt. „Wir haben hier etliche entwicklungsfähige Betriebe.“


Besonders die Ferkelerzeugung hat sich in der Region jüngst stark konzen-triert. Einige Betriebe haben auf über 1 000 Sauen aufgestockt. Ganz anders verhält es sich jedoch mit der Schweinemast. „Im Landkreis Biberach wurde in den letzten vier Jahren kein einziger neuer Maststall gebaut. Auch derzeit liegen keine Bauvoranfragen oder Bauanträge vor“, beschreibt Berater Chris-tian Schramm die Situation. Weil gleichzeitig Mäster ausgestiegen sind, ist seitdem die Schweinemast dort um rund 30 % eingebrochen.


Stattdessen hat mancher Schweinehalter lieber in eine Biogasanlage investiert. Allein im Landkreis Biberach brummen derzeit 87 Biogasanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 400 kW. Die Futterflächen-Verluste an die Biogasanlagen haben wachstumswillige Veredler zusätzlich ausgebremst.


  • Schlechte Renditen: Viele Ferkelerzeuger mit kleinen Sauenbeständen mussten empfindliche Abschläge für ihre Ferkelpartien verkraften. Auswertungen der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) zeigen, dass es für 50er-Ferkelpartien in den letzten Jahren zwischen 4 und 8 € je Tier weniger gab. Denn die Nachfrage hat sich zugunsten größerer Gruppen verschoben. Gefordert sind heute Partien ab 150 Ferkel aufwärts.
  • Wachstumsdeckel: Auch die Politik hat die Veredlung im Südwesten ausgebremst. Sie deckelte im alten Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) förderfähige Bestände bei 560 Sauen und 1 500 Mastschweinen. In der Folge gab es in Baden-Württemberg 2012 und 2013 rund 70 % weniger geförderte Baumaßnahmen als in Bayern, wo keine Obergrenzen eingezogen waren.
  • Höhere Produktionskosten: Im Vergleich zu ihren Kollegen in Nordwest- und Ostdeutschland haben die Schweinehalter in Süddeutschland mit höheren Produktionskosten zu kämpfen. Laut Baukostenindex der Deutschen Architektenkammern liegen zum Beispiel die Baukosten im Ländle um 20 % höher als in Niedersachsen.


Auch die Arbeitgeberkosten für eine Fremd-AK bewegen sich im Schnitt 30 % über dem Niveau von NRW. Die Futterkosten fallen wegen der geringeren Konkurrenz in der Mischfutter­industrie und der fehlenden Hafennähe ebenfalls höher aus.


  • Überzogene Auflagen: Wachstumswillige Betriebe haben zudem mit überzogenen Auflagen seitens des Natur- und Umweltschutzes zu kämpfen. Unzählige FFH- und Wasserschutzgebiete erschweren die Gülleausbringung und limitieren die Emissionen aus der Tierhaltung. „Besonders im Main-Tauber-Kreis, auf den ein Drittel der Wasserschutzfläche in Baden-Württemberg entfällt, müssen die Landwirte hohe Wasserschutzauflagen erfüllen“, berichtet Herbert Klein von der UEG. Er befürchtet, dass die neue Düngeverordnung die Situation nochmals verschärfen wird.


Hinzu kommen noch die „Gängelungen“ vieler Kreisveterinäre. Ob Ausgestaltung des Bodens im Ferkelschutzkorb, Tränkeplätze oder Beschäftigungsmaterial: Etliche Schweinehalter Baden-Württembergs müssen häufig eine Schippe drauflegen im Vergleich zu ihren Kollegen in anderen Bundesländern. „Das frustriert ungemein“, weiß Herbert Klein aus Gesprächen mit den Mitgliedern.


  • Beratungs-Defizit: Die Landesregierung baut die Tierhaltungsberatung an den Ämtern seit Jahren ab. Seitdem sie die Erzeugerringe im Ländle nicht mehr fördert, hat die Beratung der Schweinebetriebe schwer gelitten. Schätzungsweise 24 Voll-AK kümmern sich noch um die Belange der Schweinehalter. In Bayern sind es mehr als viermal so viele. Vor allem horizontale Betriebsvergleiche kommen zu kurz, kritisieren Branchenvertreter.
  • Gute Jobalternativen: Die freie Wirtschaft ist im Südwesten traditionsgemäß sehr stark. Selbst in ländlichen Regionen, wie im Main-Tauber-Kreis oder Schwäbisch Hall, liegt die Arbeitslosenquote unter 4 %, es herrscht quasi Vollbeschäftigung. Weltmarktführer wie Liebherr und Würth sind ständig auf der Suche nach Fachkräften. Sie wissen, dass junge Leute aus der Landwirtschaft anpacken können und stellen sie deshalb gern ein.


Wie das Ruder herumreißen?

Es sieht daher nicht rosig aus für die Zukunft der Schweinehaltung in Baden-Württemberg. Um ihr wieder auf die Füße zu helfen, müssen alle – Erzeuger, Berater, Vermarkter, Schlachter, LEH und Politik – an einem Strang ziehen. Einige Weichen weisen bereits in die richtige Richtung.


So ist die Schlachtindustrie in Baden-Württemberg so stark wie nie zuvor. Im vergangenen Jahr erreichte sie mit rund 4,6 Mio. geschlachteten Schweinen 1,8 % mehr als im Vorjahr und insgesamt einen neuen Höchstwert. Zugpferd dieser Entwicklung ist die Müller-Gruppe, die ihre Schweineschlachtungen von 2010 bis 2013 um gut 25 % auf 1,6 Mio. Tiere ausgebaut hat. Wöchentlich kommen am Schweinefleischzentrum in Ulm 32 000 Schweine an den Haken (lesen Sie dazu auch das Interview ab Seite S 14).


Branchenkenner sehen diese rasante Entwicklung aber nicht nur positiv. Damit den Mästern die Alternativen nicht ausgehen, müssen sich auch andere Schlachthöfe weiterentwickeln. Dazu gehört auch der Vion-Standort in Crailsheim, der in den letzten Jahren Marktanteile verloren hat.


Doch neben den Schlachtern und Vermarktern müssen auch die Schweinehalter ihre Hausaufgaben machen. Fakt ist: Wer in der spezialisierten Ferkelerzeugung am Markt bestehen will, braucht eine gewisse Herdengröße. Für UEG-Geschäftsführer Herbert Klein liegt die Wachstumsschwelle bei 400 Sauen und mindestens 28 verkauften Ferkeln je Sau und Jahr. UEG-Vorstandsvorsitzender Matthias Frieß bringt es so auf den Punkt: „Wir müssen ähnliche Strukturen erreichen wie in anderen Regionen Deutschlands.“


Dass sich das Wachstum lohnen kann, zeigt die große Nachfrage nach mittleren und größeren süddeutschen Ferkelpartien aus einem Betrieb. „Bei gleicher Gruppengröße zahlen wir für Ferkel aus Süddeutschland erheblich mehr als für Ein­stall­tiere aus Nord- und Ostdeutschland“, berichtet Helmut Schleker, der mit seinem Unternehmen jährlich 500 000 Ferkel vermarktet. Davon stammen 90 bis 95 % aus der Region.


Für geschlossene Betriebe sieht Berater Christian Schramm ab einer Größe von 150 Sauen gute Zukunftsperspektiven. Und der Erfolg der Mast hängt seiner Meinung nach künftig noch entscheidender von der Flächenausstattung ab. „Spätestens mit der neuen Düngeverordnung wird der Druck auf die Fläche nochmals stärker“, so Schramm.


Reserven nutzen:

Gerade in der Mast sehen süddeutsche Branchenkenner noch gewaltige Produktionsreserven, die es zu mobilisieren gilt. Zielmarke sind mindestens 800 g Tageszunahmen. Ein professionelles Management und eine Top-Produktionstechnik sind dafür gefragt.


Um Kosten zu sparen, lohnt es sich besonders, die Fütterung zu optimieren. Schweinespezialist Christian Schramm rät beispielsweise, einen Teil Soja durch synthetische Aminosäuren zu ersetzen und über andere Hauptkomponenten nachzudenken. Viele bayerische Betriebe verfüttern z. B. günstige Nebenprodukte oder Feuchtmais. Damit können sie bis zu 10 € je Mastplatz im Vergleich zu ihren Kollegen in Baden-Württemberg sparen, die nach wie vor die Getreidemast favorisieren, lautet die Einschätzung von Ökonomen.


Damit die Betriebe ihre Potenziale finden und nutzen können, muss aber auch die Beratung gestärkt werden. Das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium (MLR) will die Beratung ab 2015 neu aufstellen. Landwirte und Vermarkter drängen darauf, dass das Land die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe weiterhin als Beratungsleistung fördert.


Mehr Regionalität?

Potenzial bietet sich den Schweinehaltern im Südwesten auch auf der Absatzseite. Die Arbeitnehmer in Baden-Württemberg gehören bundesweit zu den Spitzenverdienern. Ihre Kaufkraft ist groß. Nicht zuletzt deshalb gibt es im Ländle auch viele regionale Vermarktungsprogramme.


Von einer festen Metzgervermarktung können einige, meist kleinere Betriebe profitieren. Bruno Lauer und sein Sohn Manuel sicherten beispielsweise den Fortbestand ihres geschlossenen Betriebes mit 80 Sauen, indem sie fester Erzeuger für die Marke „Buchmann‘s LandSchwein“ der Metzgerei Buchmann wurden. Metzger Buchmann betreibt in Oberschwaben vier Verkaufsstellen und beliefert Kantinen (siehe Reportage Seite S 7).


Und in der Region Schwäbisch Hall konnte sich die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall ebenfalls erfolgreich mit ihren Premiumprodukten vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein am Markt positionieren.


Wolfgang Reimer, Amtschef des MLR, sieht in der Premiumschiene die Zukunft der Schweinehaltung im Südwesten. „Wer die Wettbewerbsstellung der baden-württembergischen Schweinehalter nüchtern mit Nordwestdeutschland, Dänemark oder den Niederlanden vergleicht, weiß, dass sich nur wenige unserer Betriebe auf der Schiene der Kostenkonkurrenz behaupten können“, so Reimer. „Deshalb wollen wir angesichts der dichten Besiedlung und der relativ hohen Kaufkraft in Baden-Württemberg höhere Marktanteile in den Premiumsegmenten erreichen.“


In der Branche betrachtet man diese Strategie jedoch sehr skeptisch. Der Tenor lautet: Mehr als eine Nische können Premium-Schweinefleischprodukte nicht besetzen. Nach Ansicht vieler Experten sind maximal 20 % der südwestdeutschen Verbraucher bereit, für höhere Standards auch tiefer in die Tasche zu greifen.


Politik ist gefordert!

Breiter aufgestellt sind hingegen regionale Programme wie das „Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZ BW)“, das Rohstoffkonzept „Süddeutsches Schweinefleisch“ der Müller-Gruppe und das Gutfleisch-Programm der Edeka Südwest. Diese Programme honorieren regionale Herkunft und leicht höhere Auflagen mit 1 bis 2 Cent je kg Schlachtgewicht.


Das Gutfleisch-Programm der Edeka Südwest läuft seit 2003. Derzeit sind 568 Erzeuger vertraglich daran gebunden, die wöchentlich 11 000 Programmschweine liefern.


„Wir freuen uns, dass das Gutfleisch-Programm erfolgreich läuft“, sagt UEG-Geschäftsführer Herbert Klein. Der Vermarkter leitet auch die „Qualitätsschwein Süd GmbH“, die knapp die Hälfte der Gutfleisch-Schweine liefert. „Leider sind die Schweinehalter aber zu wenig am Erfolg beteiligt“, betont Klein. Im neuen Vertragszeitraum ab 2015 erwarte er deshalb einen Zuschlag von mindestens 4 Cent je kg SG. Nur so könnten die Erzeuger ihren Mehraufwand langfristig auch decken.


Trotz ihrer Erfolge werden die Regionalprogramme die Investitionstätigkeit in die Schweinehaltung aber kaum ankurbeln können. Matthias Frieß bringt es so auf den Punkt: „Regionale Programme sind gut, um die Erzeuger in der Produktion zu halten und höhere Kosten aufzufangen. Aber nur weil es sie gibt, investiert keiner.“


Nicht zuletzt deshalb ist die Politik gefordert. Will sie die Schweinehaltung im Ländle weiter abwürgen? Oder will sie Anreize schaffen, um die Veredlung wieder anzukurbeln? Für UEG-Geschäftsführer Klein steht fest: „Ohne politische Hilfe wird sich die Schweinehaltung im Südwesten nicht mehr positiv entwickeln.“


Den Ernst der Lage scheinen die politischen Vertreter erkannt zu haben, als sie das Projekt „Perspektiven der Nutztierhaltung: Impulse für eine vielfältige, tiergerechte und zukunfts-fähige landwirtschaftliche Tierhaltung“ ins Leben gerufen haben. Die Ergebnisse werden laut Ministerial-direktor Wolfgang Reimer in die Förderpolitik 2014 bis 2020 einfließen.


Die bisher bekannt gewordenen Details der neuen Förderinstrumente lassen aber keine grundsätzliche Kehrtwende erkennen. Positiv für wachstumswillige Betriebe ist, dass Baden-Württemberg die Basisförderung anbietet und die Deckelung von 1 500 auf 3 000 Mastplätze erhöht. Bei den Sauen liegt die Obergrenze weiterhin bei 560 Sauen, allerdings inklusive Ferkel-aufzucht bis 30 kg.


Knackig sind jedoch die Auflagen, die die Schweinehalter bereits für die Basisförderung von voraussichtlich 20 % erfüllen müssen. Hier werden eingestreute Liegebereiche oder Komfortliegebereiche z. B. mit Gummimatten sowie drei Beschäftigungselemente gefordert. Mastschweine müssen zudem 20 % mehr Platz erhalten. Amtschef Reimer verweist darauf, dass sich Bund und Länder auf diese baulichen Anforderungen geeinigt haben und die Bedingungen somit für alle Länder gelten.


Weitaus kostspieliger wird es für Schweinehalter, die die neue Premiumförderung von voraussichtlich 40 % nutzen möchten. Sie müssen den Mastschweinen zusätzlich zu den Basis-auflagen zwischen 50 und 120 kg eine Fläche von 1,1 m2 je Tier anbieten, davon 55 % als planbefestigter Liegebereich. In der Sauenhaltung müssen sie mindestens 6 m2 große Bewegungsbuchten installieren und tragenden Sauen 20 % mehr Platz geben.


Im Landwirtschaftsministerium diskutiert man zudem darüber, ein MEKA-Tierwohl mit 20 € Prämie je Mastplatz einzuführen. Die Kriterien entsprechen den Labelanforderungen des Silber- und Goldstandards des Deutschen Tierschutzbundes. Auch hier geht es um mehr Fläche und planbefestigte Liegebereiche für die Schweine, die derzeit wohl hauptsächlich die Pig Port-Ställe erfüllen.


Fachberater Christian Schramm hat berechnet, dass die effektiven Mehrkosten je erzeugtem Mastschwein für den Silber- bzw. Goldstandard 17 € bzw. 29 € betragen. „Wer investiert, muss sicher sein, dass die MEKA-Prämie mindestens den Abschreibungszeitraum abdeckt“, urteilt der Schweinespezialist.


Alles in allem ist die Ausrichtung klar: Das grün geführte Landwirtschaftsministerium in Stuttgart konzentriert seine Fördermittel künftig vor allem auf die Premiumschiene. Kritik daran wischt Amtschef Reimer mit einem Vergleich aus der Automobilbranche zur Seite: „Eine Autozeitschrift würde Daimler, Porsche und BMW wohl auch nicht fragen, warum sie nur die Premiumschiene bedienen wollen.“


Ein solcher Vergleich kommt in einem Land, das seinen Wohlstand auch der Automobilindustrie verdankt, zwar gut an. Treffend ist er aber nicht. Schweinefleisch ist ein Grundnahrungsmittel und kein Investitionsgut wie die Luxuskarossen, die weltweit exportiert werden.


Ferkelvermarkter Helmut Schleker hält das Ansinnen der Landesregierung, die Schweinehaltung in Baden-Württemberg allein auf Premiumprogramme mit hohen Tierwohl-Standards auszurichten, für einseitig. Schleker: „Das bietet nur wenig Landwirten eine Per-spektive. Die Förderung muss auf eine breitere Basis gestellt werden, ähnlich wie das bayerische GQ-Programm.“


Lesen Sie auch das Interview mit Vertretern der Müller-Gruppe ab Seite S 14.

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