Das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der LK Schleswig-Holstein hat einen neuen Maststall mit 1 400 Plätzen gebaut. Hier können neben Gruppengrößen, Fütterungs- und Haltungsverfahren auch Tierwohl-Kriterien getestet werden.
Futterkamp ist immer eine Reise wert! Das gilt um so mehr, seitdem das landwirtschaftliche Lehr- und Versuchszentrum einen neuen 1 400er Maststall in Betrieb genommen hat. Denn hier können nicht nur landwirtschaftliche Auszubildende in der überbetrieblichen Ausbildung viel lernen, sondern es können auch Fütterungs-Exaktversuche durchgeführt und neue Haltungsverfahren unter die Lupe genommen werden.
In zwei Abteilen laufen darüber hinaus Versuche mit großen Mastgruppen und Sortierschleusen. Außerdem werden verschiedene Verfahren zur Abluftreinigung getestet. Und das ist noch nicht alles: Ein komplettes Abteil wurde gemeinsam mit dem Tierschutzbund so geplant, dass es die Auflagen des Tierwohl-Labels erfüllt. top agrar hat für Sie den neuen Stall besichtigt.
Große Gruppen
Zwei Abteile des neuen Stalles sind für große Gruppen konzipiert. Je nach Versuchsanstellung bietet jede Bucht 200 bis 300 Tieren Platz. Beim System 1 (siehe Foto) gelangen die Schweine über eine optische Sortierschleuse von Hölscher & Leuschner in den mit einer Flüssigfütterung ausgestatteten Fütterungsbereich. Beim zweiten System von Nedap Velos werden die Tiere in einer Sortierschleuse nach Gewicht sortiert, wenn sie in den mit Breiautomaten ausgestatteten Fütterungsbereich gelangen wollen.
Abluftreinigung
Im neuen Maststall werden drei verschiedene Verfahren zur Abluftreinigung getestet. Neben dem „Hagola“-Hackschnitzelfilter (Foto) und dem System „Aeroclean“ von Hölscher & Leuschner ist der Luftwäscher von Devrie mit einer Wasserreinigung ohne Säure im Einsatz. Im ersten Schritt wird die Handhabung überprüft. Sobald mehrjährige Erfahrungen vorliegen, folgen dann Auswertungen zur Wirtschaftlichkeit.
Tür in Tür
Eine pfiffige Idee, die die tägliche Tierkontrolle sehr erleichtert, ist das „Tür in Tür“-System der Firma Prüllage. In die gangseitige Buchtentrennwand wurden kleine Türen inte-griert. Zum Betreten der Bucht muss nun nicht mehr die ganze Abtrennung angehoben oder überklettert werden. Man kann einfach durch die kleine Tür schlüpfen.
Buchtenaufteilung
In drei Abteilen für je 100 Mastschweine werden unterschiedliche Haltungs- und Fütterungssysteme getestet. Jede Bucht bietet 25 Tieren Platz. Es gibt ungegliederte (Foto) und durch Trennwände gegliederte Buchten. Außerdem kommen in diesen Abteilen unterschiedliche Breiautomaten zum Einsatz.
Exaktfütterung
Um Fütterungs-Exaktversuche durchführen zu können, wurden sechs Abteile mit identischen Fütterungs- und Haltungssystemen ausgestattet. Jedes Abteil besteht aus zehn Buchten für jeweils zehn Tiere. Es wird flüssig am Quertrog gefüttert. Das Ausdosieren und buchtenweise Erfassen der Futteraufnahme erfolgt mithilfe einer Spotmix-Anlage von Schauer.
Tierwohl-Abteil
Derzeit wird viel über Tierwohl im Schweinestall diskutiert. Gemeinsam mit dem Tierschutzbund wurde daher ein Abteil des neuen Maststalles so konzipiert, dass die Haltung den Vorgaben des Tierwohllabels des Tierschutzbundes entspricht. Es handelt sich um lange, schmale Buchten für jeweils zehn Tiere. Die Buchten weisen mehr als 50 % Festflächenanteil auf, der entweder aus Beton besteht oder mit Gummimatten ausgelegt ist. Hier wird man besonders die Verschmutzungs-anfälligkeit beobachten und Anpassungen vornehmen müssen.
Strohautomat
Neben den üblichen Beschäftigungsmaterialien steht den Schweinen in jeder Tierwohlbucht auch ein Strohautomat der dänischen Firma Domino zur Verfügung. Das natürliche Beschäftigungsmaterial soll Stress vermeiden und den Spieltrieb fördern. Der Automat kann wahlweise mit Langstroh oder mit gehäckseltem Stroh beschickt werden. Für Spaltenböden wird der Automat mit einer Bodenplatte geliefert.
Gekühltes Kadaverlager
Vorbildlich gelöst ist die Lagerung verendeter Tiere. Das Kadaverlager liegt weitab vom Stall entfernt und verfügt über eine große Zufahrt. Die Lagerung selbst erfolgt in einer abschließ- und elektrisch kühlbaren Box.
Verletzungen vermeiden
In den Stall ragende Tränkenippel stellen sowohl für die Schweine als auch für den Landwirt ein großes Verletzungsrisiko dar. Sämtliche Tränken des neuen Maststalles wurden deshalb durch Bügel geschützt. Der Bügel verläuft jeweils diagonal zwischen zwei Nippeln. Die Tränken sind dennoch für die Tiere problemlos erreichbar.
Besuchergang
Natürlich wollen die meisten Besucher den neuen Futterkamper Maststall auch von innen sehen. Ständige Besuche stören jedoch nicht nur die Betriebsabläufe und die Schweine, sie bergen auch die Gefahr in sich, Krankheits- bzw. Seuchenerreger in den Bestand einzuschleppen. Um dieses Risiko zu minimieren, wurde der neue Stall mit großen Fenstern und einem außen gelegenen, überdachten Besuchergang ausgestattet.
Auf nach Futterkamp!
Der neue Maststall des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp ist eine gelungene Mischung aus moderner Ausbildungseinrichtung und Versuchsstätte. Neben der Mast mit 1 400 Plätzen gehören zum Versuchszentrum eine Sauenherde mit 400 Sauen und eine Ferkelaufzucht mit 2 050 Plätzen. Im modernen Wartestall mit Abruffütterung sind 250 Sauen untergebracht. Eine ständige Bau- und Energielehrschau auf 3 500 m² runden das Angebot ab. An jedem 1. Donnerstag im Monat lädt ein Tag der offenen Tür mit Fachvorträgen zum Besuch ein.
Kontakt: Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp; 24327 Blekendorf; Telefon: 0 43 81/90 09-0, Fax 0 43 81/90 09-8; E-Mail: lvz-fuka@lksh.de; Homepage: www.lksh.de/landwirtschaft/tier/lvz-futterkamp/