Einseitige Berichterstattung, viele Halb- und Unwahrheiten, journalistische Mängel: Die Liste der Kommentare zur Beitragsserie „Die Rache aus dem Stall“ in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ ist lang. Und in großen Teilen berechtigt. Schließlich würdigen die Autoren mit keiner Silbe die intensiven Bemühungen der Tierhalter zur Antibiotika-Reduktion.
Doch bei aller Kritik an der nicht immer sauberen Recherche und der ungerechten Behandlung zeigt die Serie deutlich auf, wo das Grundproblem liegt: Die Landwirte und ihre Berufsvertreter werden selbst von seriösen Medien nicht als Gesprächspartner auf Augenhöhe anerkannt. Ihre Anliegen, ihre Fachkenntnis und ihre Meinung finden bei der Presse kaum bis kein Gehör. Die Vertreter der Agrarbranche scheinen vielmehr als Polterer und Lobbyisten wahrgenommen zu werden statt als kompetente Ansprechpartner oder gar Vertraute.
Woran liegt das? Wer es sich einfach macht, antwortet: Die Landwirtschaft engagiert sich zu wenig in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
In Teilen mag das stimmen. Mehr Engagement in diesem Bereich ist auf jeden Fall erstrebenswert. Doch nicht nur das Ausmaß an Imagearbeit ist entscheidend, sondern vor allem auch das Wie.
Jetzt gilt es, zu hinterfragen: Sind Demonstrationen noch der richtige Weg, um sich in der Kommunikation mit Meinungsbildern Gehör zu verschaffen? Sind offen angekündigte Hofeinladungen noch zeitgemäß – lässt sich der angesehene Chefredakteur einer renommierten Zeitung wirklich öffentlichkeitswirksam über einen Hof führen, um dann nach dem Betriebsrundgang reumütig seine Fehler zu bekennen?
Öffentliche Konfrontation mag in der Vergangenheit eine wirksame Waffe gewesen sein. Doch bevor man sie heute sucht, sollten andere Wege beschritten werden. Um verlorengegangene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und Vertrauen aufzubauen, braucht es die leisen Töne. Das vom DBV in Berlin geführte Gespräch mit den „ZEIT-Redakteuren“ war diesbezüglich sicherlich wirksamer.
Wie ein Tierarzt mit Spenden eine Gegenanzeige in der „ZEIT“ finanziert, lesen Sie auf Seite 12 im Basisteil.
Regina Kremling, top agrar-Redaktion