Für mehr Tierwohl sind die Bundesbürger beim Fleischeinkauf offenbar eher bereit, tiefer in die Tasche zu greifen als für Umweltaspekte. Das geht zumindest aus einer Studie zum Umweltbewusstsein hervor, die gestern von Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks und Dr. Harry Lehmann vom Umweltbundeamt (UBA) in Berlin vorgestellt wurde. Würde mehr Tierwohl garantiert als gesetzlich vorgeschrieben, wären gemäß einer repräsentativen Umfrage 82 % der Befragten bereit, deutlich mehr oder zumindest etwas mehr für das Fleisch zu zahlen.
Fast genauso viele, nämlich 80 % der Befragten, gaben bei der Erhebung an, bereit zu sein, einen höheren Preis zu zahlen, wenn das Fleisch nach den Kriterien der ökologischen Landwirtschaftproduziert wurde. Für 78 % trifft dies zu, wenn mehr Umweltschutz als gesetzlich vorgeschrieben garantiert würde. Zudem wurde von den Befragten versichert, Obst und Gemüse kaufen zu wollen, was äußerlich „nicht dem Standard“ entspreche.
Die Autoren der Studie räumen allerdings ein, dass die Angaben zur Zahlungsbereitschaft das tatsächliche Verhalten an der Ladentheke überschätzten. Zum Teil würden die Befragten sicherlich auch so antworteten, wie sie es für „sozial erwünscht“ hielten. Lehmann sieht die Ergebnisse dennoch als wichtigen Hinweis auf einen Bewusstseinswandel.
Umweltministerin Hendricks schlussfolgert daraus, dass die Idee der Nachhaltigkeit grundsätzlich „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ sei. Umweltschutz werde generell nicht mehr als isoliertes Politikfeld wahrgenommen, sondern als Teil der Lösung für „große ökonomische und soziale Herausforderungen“.
Die Ministerin widersprach zudem Vorwürfen, sich in andere Politikbereiche einzumischen, für die sie nicht zuständig sei. Die negativen Auswirkungen durch den Verkehr oder die Landwirtschaft fielen auf sie zurück. Daher habe sie natürlich auch Interesse an diesen Politikfeldern.
top agrar meint:Es ist nicht die erste Umfrage, die zu dem Ergebnis kommt, dass der Verbraucher angeblich bereit ist, für Tierwohlfleisch mehr Geld auszugeben. Am Ende bleiben es meist Lippenbekenntnisse, und an der Fleischtheke greifen die Konsumenten dann doch zur preiswerteren Ware.