Der Deutsche Tierschutzbund droht, die Mitarbeit bei der Initiative Tierwohl (ITW)aufzukündigen. Der Tierschutzbund gehört dem Beraterausschuss der Initiative an. Im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Verbandspräsident Thomas Schröder: „Wir sind mit der Entwicklung der Initiative unzufrieden.“ Hintergrund ist die Frage, wie es in der kommenden Vertragsperiode ab 2018 mit der Initiative weitergehen soll. Die Anforderungen an die Tierhalter werden derzeit erarbeitet, sind nach Ansicht von Schröder aber viel zu lasch.
Nach jetzigem Planungsstand orientiere sich die Initiative viel zu sehr an gesetzlichen Mindeststandards und gehe kaum darüber hinaus. „Das ist aus Tierschutzsicht nahezu unterirdisch“, kritisierte Schröder. Er wirft den Beteiligten unter anderem vor, allein die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Blick zu haben, die sich an der ITW beteiligen können, nicht aber die eigentliche Frage des Tierwohls.
Erst kürzlich hatten sich Handel und Agrarbranche auf eine Fortführung der Initiative für die Zeit ab 2018 verständigt. Der Handel sagt zu, 100 Millionen Euro für schweinehaltende Betriebe zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld sollen bessere Haltungsbedingungen im Stall finanziert werden. Nach Angaben der Initiative würde das Geld reichen, um 4.800 Betriebe aufzunehmen. In etwa so viele hatten sich zum Start für eine Teilnahme beworben. Mangels ausreichender Finanzmittel musste gut die Hälfte der Landwirte aber zunächst mit einem Platz auf der Warteliste vorliebnehmen.
Schröder bemängelt, dass es der Brancheninitiative an Perspektive fehle. „Der Landwirt muss jetzt wissen, mit welchem Geld er nach 2020 rechnen kann.“ Derzeit gebe es für Bauern keine Planungssicherheit, weswegen sie vor dem tierschutzgerechten Umbau von Ställen zurückschreckten. „Der Handel muss da jetzt Farbe bekennen, wenn die Initiative mehr sein soll als ein Marketinginstrument.“ Finanzmittel müssten jetzt und auch perspektivisch über 2020 hinaus massiv erhöht werden. „Die Versprechen der Branche, mehr Tierwohl abzusichern, sind sonst nichts wert“, sagte Schröder.