Nach weitgehend einhelliger Meinung wird die Entstehung des methicillin-resistenten Bakteriums Staphylococcus aureus (MRSA) einem übermäßigen Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Landwirtschaft zugeschrieben. Forscher des dänischen Staatlichen Serum-Instituts (SSI) haben jedoch neue Hinweise auf eine ganz andere mögliche Herkunft.
Resistenzgene von anderen Bakterien übernommen?
Sie fanden heraus, dass Igel die Wirte eines natürlich vorkommenden antibiotikaresistenten Erregers sind. Zwar betonen auch die SSI-Wissenschaftler um Jesper Larsen einen großen Einfluss des massenhaften Einsatzes von Antibiotika auf die Ausbreitung resistenter Keime. Nach ihrer Einschätzung gibt es jedoch Hinweise darauf, dass MRSA seine Resistenzgene nicht spontan ausgebildet, sondern womöglich von anderen Bakterien übernommen hat.
Als wahrscheinlichen Kandidaten haben die Forscher einen antibiotikaresistenten Einzeller identifiziert, der seit mindestens 200 Jahren auf der Körperoberfläche von Igeln lebt. Da auf der Haut der Igel ebenfalls ein Pilz vorkomme, der Penicillin produziere, habe das dort heimische Bakterium wahrscheinlich schon vor Jahrhunderten eine Methicillin-Resistenz ausgebildet, so die Forscher in ihrer Studie, die im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde.
Hilfe bei MRSA-Bekämpfung
Dies werfe ein neues Licht auf die Resistenzausbildung und die Wirkmechanismen. Larsen zufolge könnten die im Rahmen der Studie gewonnenen Erkenntnisse bei der MRSA-Bekämpfung helfen, indem künftig beispielsweise bisher wenig beachtete Wege der Resistenzübertragung auf MRSA verschlossen werden. Dies könnte langfristig einen Beitrag für länger wirksame Antibiotika und einen geringeren Medikamentenverbrauch leisten, so Larsen gegenüber der Nachrichtenagentur Ritzau.