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Tierhaltung in Sachsen-Anhalt

Nach den Schweinehaltern geben die Milchbetriebe auf

Die anhaltenden Verluste wegen dauerhaft niedriger Preise waren der Grund, warum die Agrargenossenschaft Cobbelsdorf die Schweinehaltung aufgab. Nun droht eine Marktbereinigung bei den Milcherzeugern.

Lesezeit: 4 Minuten

Vor fast genau zwei Jahren, im April 2022, hat die Agrargenossenschaft Cobbelsdorf die letzten ihrer einst 1.260 Sauen ausgestallt. Das Kapitel Schweineproduktion in Köselitz fand damit nach 40 Jahren ein Ende, berichtet der MDR.

Der moderne Betrieb hatte jährlich rund 40.000 Ferkel verkauft. Doch der Preisverfall ging zuletzt weit über das hinaus, was man unter dem normalen Schweinezyklus versteht, also schwankenden Preisen, die leicht unter oder über der sogenannten Nulllinie der Erzeugerpreise liegen und sich irgendwie wieder ausgleichen, so der Sender weiter.

700.000 € Verlust allein mit der Schweinehaltung

14 Familien lebten von der Arbeit in der Sauenanlage; entsprechend schwer war die Entscheidung, die Vorstand Egbert Laaß monatelang vor sich hergeschoben hatte. Doch die Hoffnung, dass die Ferkelpreise wieder steigen würden, erfüllte sich nicht. Laut Laaß stiegen die Kosten von knapp 60 € pro Ferkel durch teure Energie und höhere Futterkosten auf 80 €. Am Tiefpunkt bekam die Genossenschaft gerade noch 18 € für ein junges Schwein.

"Wir haben 2021 700.000 € Minus allein mit der Schweinehaltung eingefahren. Wenn wir nicht die Notbremse gezogen hätten, wäre es 2022 weit über eine Million gewesen", ist sich der Vorstand der Agrargenossenschaft Cobbelsdorf, zu der die Sauenzuchtanlage gehörte, sicher. "Das kann niemand dauerhaft durchhalten." Heute bereut Laaß die Entscheidung nicht, sie sei richtig gewesen.

9 % weniger Schweinebetriebe im Land

In Sachsen-Anhalt war die Zahl der Schweine im Herbst 2023 zwar fast wieder auf Vorjahresniveau, doch die Zahl der Halter nimmt weiter ab. Laut Statistischem Landesamt gab es im letzten Jahr 9 % weniger Schweine haltende Betriebe in Sachsen-Anhalt. Laut Landesbauernverband ist bei seinen Mitgliedern die Zahl der Schweinehalter von 170 auf 150 im vergangenen Jahr gesunken.  

Neben den dauerhaft niedrigen Erzeugerpreisen und hohen Kosten sind es auch die Vorschriften, die teure Investitionen nötig machen, umfangreiche Dokumentationen, Auflagen und nicht zuletzt zunehmender Personalmangel, die die Agrargenossenschaften aus dem Markt drängen.

Cobbelsdorf hatte ihre defizitäre Schweinehaltung lange Zeit mit den besser laufenden Sparten Ackerbau und Milchproduktion sowie mit ihrer Ökodomäne quersubventioniert. Zuvor hatte die Schweinehaltung im Trockenjahr 2018 noch das Minus im Ackerbau ausgeglichen. Doch durch das zollfreie Getreide aus der Ukraine - laut Laaß von US-amerikanischer Kapitalgesellschaften, die dort Land besitzen - waren auch hier die Preise gesunken. Europäische Landwirte könnten mit dieser Billigkonkurrenz nicht mithalten.

Nach den Schweinen trifft es jetzt die Milchproduzenten

"Man kann gut und gerne von einer Marktbereinigung sprechen", formuliert Egbert Laaß. "Es ist immer eine Frage, wie lange man das durchhalten kann. Nach den Schweinen trifft es jetzt die Milchproduzenten." Denn auch die Milchpreise sind wieder im Sinkflug nach einem kurzen Hoch um den Jahreswechsel 2022/2023.

"Bei uns werden jetzt statt 52 nur noch 42 Cent pro Liter gezahlt. Diese 10 Cent machen 40.000 € im Monat aus", rechnet der Vorstand vor, während er durch die 500er Milchviehanlage führt, wo die Kühe gemütlich ihr Futter kauen.

Die Anlage in Cobbelsdorf stehe allerdings nicht zur Disposition. "Wir haben hier vor knapp 20 Jahren einen neuen Stall gebaut, da müssen wir jetzt durch", weiß Egbert Laaß. "Aber wer jetzt investieren muss, der geht dieses Risiko nicht ein und schmeißt das Handtuch." Sicherheit gebe es keine, die Preisentwicklung ist völlig unkalkulierbar, was für neue Auflagen aus der Politik kommen, ist ebenso ungewiss, sagte er dem MDR weiter.

Die Agrargenossenschaft Cobbelsdorf sei in dem Bereich jedoch gefestigt. Verwundert zeigt sich Laaß allerdings, dass die Molkereien mitmachen beim Drücken der Preise. Schließlich sind sie ja auf den Rohstoff Milch angewiesen, und der kommt nicht mehr, wenn die Betriebe schließen. Die Marktbereinigung sei eine Preisgeschichte. Wer keine entsprechenden Erlöse habe, der müsse aufgeben.

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