Prof. Achim Spiller, Agrarökonom an der Uni Göttingen, hat die Forderung des Wissenschaftlichen Beirats nach Aus- und Fortbildungsverpflichtungen für Tierhalter erneuert. Zahlreiche Studien zeigten die Diskrepanz zwischen den Betriebsleiterfähigkeiten und den Kompetenzen des tierbetreuenden Personals. Mit verbindlichen, anspruchsvollen Regelungen für Aus-, Fort- und Weiterbildung seien rasch Fortschritte erzielbar. „Es gibt wahrscheinlich kein anderes Instrument mit einem so guten Kosten-Nutzen-Verhältnis“, so der Wissenschaftler. Hier könne die Agrarpolitik viel bewegen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der Tierhaltung zu gefährden. In vielen Fällen ließe sich die sogar verbessern.
Bei einem Parlamentarischen Abend von Tierschutzverbänden in Berlin hat der Ökonom zudem vorgeschlagen, ein staatliches Tierwohllabel mit der Brancheninitiative Tierwohl zu verknüpfen. Dazu müssten aber alle Beteiligten aus der Wirtschaft und vom Deutschen Tierschutzbund „über ihren Schatten springen und gemeinsam versuchen, die derzeitigen Blockaden zu beseitigen“. Dem Wissenschaftler zufolge könnten die an der Initiative Tierwohl teilnehmenden Betriebe eine Einstiegsstufe in einem staatlichen Label bilden. Zum einen könnten auf diese Weise hinreichende Produktionsmengen zusammen kommen, um die „Nischenteufelskreise“ von gelabeltem Fleisch zu verlassen. Zum anderen würde damit nach Spillers Einschätzung die Warentrennung deutlich kostengünstiger. Der Mitautor des Beiratsgutachtens „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ begrüßte, dass die Forderung nach einem staatlichen Label zunehmend an Unterstützung gewinne. Dies sei eine gute Grundlage, die Diskussion jetzt zu intensivieren.