Ein Kommentar von Marcus Arden:
Manchmal hat man den Eindruck, die ganze Welt versteht mehr von der Ferkelerzeugung und Mast als diejenigen, die sich intensiv damit beschäftigen. Nahezu täglich wird Landwirten und Beratern die fachliche Qualifikation abgesprochen. Das Fachwissen beanspruchen andere für sich. Am lautesten schreien die selbsternannten Tierschützer und Tierrechtsaktivisten.
Aber auch Fernseh- und Radiomoderatoren sowie Landes- und Bundespolitiker werden nicht müde, Sprüche zu klopfen und kluge Ratschläge zu verteilen. Einzig Winfried Kretschmann, erster grüner Ministerpräsident in Deutschland, geht einen anderen Weg. „Wir sollten das ständige Moralisieren lassen“, schrieb er kürzlich in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift „Zeit“. Recht hat der Mann.
Viele Vorschläge sind nach wie vor abenteuerlich und praxisfern. Die Hardliner fordern den Abriss der Ställe und die Abschaffung der Tierhaltung. Vegetarisch oder Vegan geht doch auch, lautet deren Botschaft. Die etwas gemäßigteren Zeitgenossen fordern den Umbau der Schweinehaltung. Sie wollen Schweine, die sich im Matsch suhlen können und den ganzen Tag beschäftigt werden.
Doch ist das wirklich realistisch? Kann man Millionen von Sauen- und Mastplätzen von heute auf morgen auf mehr Tierwohl trimmen? Die Antwort lautet: Nein. Die Ställe sind dafür nicht konzipiert. Einen Stall mit Flüssigmistverfahren kann man nicht so einfach auf Stroh umbauen.
Bevor wir unsere Veredlung auf den Kopf stellen, müssen wir Stallbau- und Umbaukonzepte entwickeln, die wirklich das Tierwohl verbessern, die in der Praxis sicher funktionieren und mit denen Bauernfamilien Geld verdienen können. Auch brauchen wir Antworten auf die vielen ungelösten Detailfragen.
All das geht nicht von jetzt auf gleich. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Gebt den Bauern also Zeit für Veränderungen! Für den Umbau der Veredlung braucht die Branche zudem Geld. Verehrte Herren Minister Remmel, Meyer, Habeck und Co.: Sie wollen eine Neuausrichtung der Tierhaltung? Dann statten Sie die bundesdeutschen Lehr- und Versuchsanstalten in Futterkamp, Echem, Haus Düsse, Iden, Köllitsch, Boxberg, Schwarzenau usw. endlich entsprechend finanziell aus. Legen Sie ein Forschungsprogramm „Veredlung 4.0.“ auf!