Micha Riehle möchte als Landwirt anerkannt werden. Konstruktive Kritik findet er angebracht, um Betriebsblindheit zu vermeiden.
Unseren Bioland-Betrieb mit Milchkühen, Ackerbau und Grünland führe ich mit meinem Vater als GbR in einem Dorf mit knapp 1000 Einwohnern. Ich bin voll und ganz in das Vereins- und Dorfleben integriert und dennoch erlebe ich es, dass es in meinem Umfeld ein großes Unwissen über meinem Beruf gibt.
Vielen ist gar nicht klar, welche Verantwortung wir mit der Tierhaltung haben. Das liegt sicherlich an der Entfremdung der Gesellschaft, die kaum noch weiß, was Landwirtschaft bedeutet – auch auf dem Land. Obwohl wir unseren Betrieb nach Bioland-Richtlinien bewirtschaften, ernten wir durchaus Kritik. Thema sind z.B. die Subventionen für die Landwirtschaft oder das Güllefahren. Dabei machen wir das nie am Wochenende und auch nur mit Schleppschuh.
Kritik von mir nahestehenden Menschen an meinem Beruf verletzt mich. Denn es ist mir wichtig, dass wir positiv wahrgenommen werden. Deshalb betreiben wir in unserem Umfeld Öffentlichkeitsarbeit, öffnen die Hoftore für Kindergärten und Schulen. Und auch sonst für alle, die sich für den Betrieb interessieren. Konstruktive Kritik kann uns Fortschritt und einen Anschub im eigenen Denken bringen und Betriebsblindheit aufbrechen.
Zum einen glaube ich, dass die Landwirtschaft teilweise selbst für ihr Image verantwortlich ist. Zum anderen werden Skandale traurigerweise aber immer auf alle Landwirte zurückgeworfen. Hinzu kommt der Luxuskonsum vieler Verbraucher. Die Konsumenten haben von allem genug und Zeit, darüber nachzudenken, wie Lebensmittel hergestellt werden. Deshalb müssen wir Landwirte anfangen, uns selbst stärker zu hinterfragen.“Anja Rose