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Umfrage: Was bringt der Melkroboter?

Lesezeit: 5 Minuten

Führt der Melkroboter zu weniger Arbeit und mehr Lebensqualität? Eine Umfrage unter 800 Betrieben mit mehr als 50 Kühen kommt zu einem klaren Ergebnis.


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Ein Blick zu den Nachbarn kann nützen: Auch in Österreich ist der Melkroboter auf dem Vormarsch. Deshalb startete die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien Ende letzten Jahres eine Umfrage unter den gut 800 österreichischen Milchviehbetrieben ab 50 Kühen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Automatische Melksysteme (AMS) das Wachstum, die Arbeitswirtschaft und die Lebensqualität beeinflussen.


Von den befragten Milchviehhaltern meldeten sich 241 zurück. Davon hatte bereits jeder vierte einen Melkroboter. Die Betriebe mit AMS hielten mehr Kühe (73,5 Stück) und lieferten etwas mehr Milch an die Molkerei (507 t) als jene ohne AMS (69,2 Stück bzw. 499 t). Dafür lag die Milchleistung in den Betrieben ohne AMS um ca. 100 kg je Kuh und Jahr höher (8 607 kg zu 8 515 kg).


AMS-Betriebe wachsen stärker:

Wir wollten weiter wissen, wie sich die Betriebe in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben (siehe Übersicht 1). Eindeutige Tendenz: Betriebe mit AMS sind stärker gewachsen als die ohne. Bei der Fläche beispielsweise um 38 %, bei der Anzahl der Milchkühe um 90 %. In Betrieben mit AMS wurde die Milchliefermenge mehr als verdoppelt, während diese in Betrieben ohne AMS um rund drei Viertel zulegte.


Die Änderung der Milchquote unterschied sich nicht so stark. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Betriebe mit AMS im Jahr 2014 deutlich mehr überlieferten als die ohne AMS.


Zwei interessante Details: Die Spezialisierung der Milchproduktion hat in den größeren Betrieben generell zugenommen. Das ist zum einen an der Abnahme männlicher Rinder abzulesen. Zum anderen hat auch die Kal-binnenaufzucht abgenommen, da die Anzahl weiblichen Jungviehs trotz Wachstum der Kuhherde stagnierte.


Weniger Arbeit mit AMS?

Viel spannender ist die Frage, ob Melkroboter die tägliche Stallarbeitszeit verringern? Denn dieses Argument wird am häufigsten für die Anschaffung eines solchen Systems genannt. Die Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen wurden daher gebeten, Angaben zur reinen Stallarbeitszeit für die Jahre 2004 und 2014 zu machen (siehe Übersicht 2).


Demnach hat sich die tägliche Stallarbeitszeit in diesem Zeitraum in Betrieben mit AMS um 13 % verringert; trotz der Steigerung von rund 39 auf 74 Kühe. Dadurch sank die Stallarbeitszeit je Kuh und Jahr in diesem Zeitraum enorm, und zwar von 70 auf 32 Stunden (–54 %).


In Betrieben ohne AMS erhöhte sich laut Angaben der Befragten im Untersuchungszeitraum die tägliche Stallarbeitszeit von 8,4 auf 9,2 Stunden, ein Plus von 10 %. Die durchschnittliche Stallarbeitszeit je Kuh und Jahr verringerte sich um knapp ein Drittel.


Zu berücksichtigen ist, dass gesonderte Wartungsarbeiten oder zusätzliche Arbeitszeiten aufgrund der Rufbereitschaft für AMS in den hier aufgelisteten Arbeitszeiten nicht enthalten sind. Diese wurden in der Befragung nicht gesondert erhoben.


Da die befragten Milchviehbetriebe stark gewachsen sind, wurden auch die Folgen des Wachstums in der Befragung thematisiert. Dazu wurden sieben mögliche Auswirkungen vorgegeben. Die Befragten konnten die Bedeutung der jeweiligen Auswirkung für ihren Betrieb in einer mehrstufigen Skala einordnen.


Der überwiegende Anteil der Betriebe konnte nach eigener Einschätzung ein höheres Einkommen erwirtschaften.


Größere Abhängigkeit:

Die Kehrseite dieser positiven Effekte ist aber die zunehmend empfundene Abhängigkeit von diesem einen Produktionszweig und somit auch das steigende Risiko bei Preisschwankungen. Zudem nahmen die Arbeitsbelastung (weniger Freizeit) und der psychische Stress generell zu.


Bei drei Statements unterschieden sich die Aussagen signifikant zwischen Betriebsleitern bzw. Betriebsleiterinnen mit und ohne AMS (siehe Übersicht 3 unten).


Besonders ausgeprägt war der Unterschied bei der Einschätzung der verfügbaren Freizeit: 49 % der Befragten mit einem Melkroboter äußerten, dass sie nach dem Wachstum mehr Freizeit hatten als zuvor. Bei Betrieben ohne Automatisches Melksystem taten dies nur 29 %.


Zudem fanden mehr Betriebsleiter mit Melkroboter, dass die Arbeit mit der neuen Technik interessanter und abwechslungsreicher geworden ist. Generell wird bekundet, dass die Ausweitung der Milchproduktion der richtige Schritt war, insbesondere bei den AMS-Betrieben.


Mit welchen Herausforderungen die Befragten als Folge des betrieblichen Wachstums konfrontiert waren bzw. sind, gingen wir in einer weiteren Frage nach. Die größte Herausforderung war der mit dem betrieblichen Wachstum verbundene Arbeitsaufwand. Dies fanden Betriebe mit AMS deutlich weniger zutreffend als die ohne AMS (49 % gegenüber 70 %).


Bei allen anderen im Fragebogen vorgegebenen Herausforderungen – dazu gehörten unter anderem das Herdenmanagement, die zunehmenden Pachtflächen, die Büroarbeit und die gesetzlichen Auflagen – gab es keine Unterschiede zwischen Betrieben mit und ohne Melkroboter.


Noch professioneller bis 2020:

Die Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen wurden auch danach gefragt, welche Strategien sie in der Milchproduktion bis 2020 umsetzen wollten. Der Fragebogen gab insgesamt 15 mögliche Strategien vor. Die zehn am häufigsten genannten finden Sie in Übersicht 4 Seite 43.


Rund 60 % der Befragten wollten in den kommenden Jahren die Milchproduktion weiter professionalisieren. Konkret wollten sie die Nutzungsdauer erhöhen, die Grundfutterleistung und die Milchleistung steigern sowie noch mehr Milch an die Molkerei liefern. Die Unterschiede zwischen den Befragten mit und ohne AMS waren hier wenig ausgeprägt.


Deutliche Unterschiede traten bei der Einschätzung zum Stallbau auf. Wesentlich mehr Betriebsleiter bzw. Betriebsleiterinnen ohne AMS – nämlich 28 % – dachten über einen Stallneu- bzw. -umbau nach. Bei den Betrieben mit Melkroboter waren es nur 15 %. Das könnte daran liegen, dass Betriebe mit AMS bereits in der Vergangenheit öfter in den Stallbau investierten als jene ohne AMS.


Fremd-AK einsetzen?

Fremde Arbeitskräfte in der Milchproduktion einzusetzen, wurde mit 20 % ebenfalls etwas häufiger von Befragten ohne AMS genannt. Eine Erklärung dafür könnte die stärkere Arbeitsbelastung in den Betrieben ohne Roboter sein.


Aber auch 14 % der Betriebsleiter bzw. Betriebsleiterinnen mit einem Melkroboter denken über den Einsatz von fremden Arbeitskräften nach. Bezüglich der Auslagerung von Kalbinnen bzw. Arbeiten der Außenwirtschaft gab es kaum unterschiedliche Einschätzungen in beiden Gruppen.

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