Beim Tag der Kartoffelgesundheit in Karlsruhe-Stutensee vergangene Woche konnten sich Praktiker einen Eindruck von der thermischen Krautregulierung machen. Diese Methode, bei der das Kraut bei über 1000 °C abbrennt, wird vor allem im ökologischen Landbau bereits eingesetzt mit dem Ziel eine mehrstufige Abreifesteuerung zu erreichen und den Neuaustrieb zu verhindern.
Im Einsatz war das Gerät von Fa. Hoaf mit einer Brennleiste, einem Infrarot-Gitter sowie mit Gebläse. Der Abflammgerät hängt laut Bioland-Kartoffelberater Christian Landzettel vom eingesetzten Gerät (es gibt drei Hersteller), von der Fahrgeschwindigkeit, von der Höhe, vom Zustand des Bestandes sowie vom Gasdurchfluss ab. Wie oft man den Bestand abflammen sollte und wie lange man zwischen zwei Durchgängen warten sollte, erfordere Fingerspitzengefühl, erklärte der Bioland-Berater. Behandelt man kurz hintereinander, könne es sein, dass die Pflanze zu schnell runterreguliere. Warte man mit der nächsten Behandlung dagegen zu lange, treiben sie eventuell schon wieder aus. Den Abflammrhythmus sollte man an jede Partie individuell anpassen.
Auch wie weit runter man die Blätter abflammen sollte, erfordere Erfahrung. Bleibt ein zu langer Stumpf übrig, komme es durch vorhandene Meristeme schnell zum Wiederaustrieb, wird zu knapp abgeschnitten, erleidet die Pflanze eventuell einen Schock. Bei Lagersorten sollte man einen längeren Stumpf stehen lassen und ihn dann später abbrennen. Bei einem grünen Bestand habe sich folgendes Vorgehen bewährt: erst werden bei einer höheren Fahrgeschwindigkeit nur die Spitzen der Pflanzen angebrannt, dann wird der Krautschläger eingesetzt und zum Schluss fährt man mit dem Abflammer nochmal mit geringerer Geschwindigkeit über den Bestand, um das Grün komplett abzubrennen. "Passen Sie Ihre Strategie aber immer an Ihren Bestand an und überprüfen Sie das Ergebnis." Wenn bei einem angebrannten Blatt der eigene Fingerabdruck bestehen bleibe, sei das Ziel erreicht.
Im Ökolandbau werde nach Christian Landzettel auch diskutiert, ob man mit der Technik die Krautfäule in der Abreifephase wirkungsvoll regulieren kann. Praktiker setzen die Technik auch zur Unkrautbekämpfung ein. Aufgrund der Brandgefahr muss bei der Methode immer ein Feuerlöscher mitgeführt werden.
Wichtige Maßnahmen seien vor dem Abflammen die Prüfung der Knollen im Salzbad auf ihren Stärkegehalt. Außerdem sollte man beachten, dass Knollen, die unter Spannung stehen, spröder werden, wenn man ihnen in diesem Zeitraum das Kraut wegnimmt. Bei einer vorliegenden Gefäßbündelverbräunung sollte man das Kraut erst mit dem Krautschläger halbieren und nach drei bis fünf Tagen abflammen.
Der Energiebedarf der Methode wird mit 70 bis 100 kg Gas/ha angegeben. Werden nur die Spitzen der Pflanzen angebrannt, beträgt der Bedarf ein Drittel davon. Die Anschaffungskosten des Gerätes belaufen sich auf etwa 18 bis 23 000 €.
Ein Praxisvideo von der Vorführung im Feld finden Sie hier: