Die Ankündigung der Großkelterei Widemann aus Bermatingen am Bodensee, die langjährigen Abnahmeverträge für Bioobst mit 17 €/dt zu kündigen und künftig nur noch 14 €/dt bezahlen zu wollen, hat insbesondere Bio-Mostobstlieferanten in Mark und Bein getroffen. Der Aufschrei bei den Bauern, bei Naturschützern und in den Medien war groß.
Denn viele fürchten um den Fortbestand dieser sehr artenreichen Wiesen, die in Baden-Württemberg die Kulturlandschaft entscheidend mitprägen. Bei 14 €/dt ist der Anbau für die Bauern alles andere als rentabel, sagen sie. Hinzu kommt, dass sie künftig auch die Kosten für die Bioobst-Zertifizierung von ca. 160 € im Jahr, selbst übernehmen sollen. Bisher hat die Kelterei diese Kosten übernommen. Da viele Kleinlieferanten nicht von einer Öko-Förderung profitieren können, ist die Wahrscheinlichkeit nun sehr hoch, dass sie ihre Streuobstbestände auflassen.
Um die Wogen zu glätten, hat Widemann nun an seine Erzeuger einen Brief geschickt mit der Nachricht, dass er trotz der schwierigen Marktbedingungen 2021 versuchen wolle, einen Erzeugerpreis von 17 €/dt zu erreichen. Die Kosten für die Zertifizierung müssten die Bauern aber selbst tragen, heißt es. Ob sich die Bauern von dieser bloßen Absichtserklärung beruhigen lassen und ihm weiter die Stange halten, ist offen. Die Kelterei ist allerdings auf die heimische Ware angewiesen, schließlich wirbt es bei den Säften mit der Herkunft Bodensee. Ein gewisser Prozentsatz des Obstes muss daher aus der Region kommen.
Widemann hatte die Vertragskündigung vor Jahresfrist in der Schwäbischen Zeitung damit begründet, dass der Wettbewerb härter werde, andere Länder wie etwa Südtirol den Bioobstanbau ausgedehnt hätten und in Deutschland der Apfelsaftkonsum sinke. Die Kelterei leidet allerdings offenbar nicht als einzige unter dem Marktdruck bei Biosäften: Auch der Groß-Safter Dreher in Stockach hat seinen Lieferanten die Abnahmeverträge mit festen Preisen gekündigt.