Der neue Katalog der in China verbotenen und eingeschränkten Technologien für den Export versetzt die europäische Solarwirtschaft in Panik. Maschinen für Rohstoffe und Vorprodukte von Solarmodulen sollen nur noch beschränkt exportiert werden dürfen. Chinesische Unternehmen, die diese Anlagen ausführen wollen, bräuchten eine behördliche Genehmigung, berichtet der Spiegel.
Fachleute befürchten, dass die Volksrepublik die Steuerung der Exporte nutzen könnte, um die westliche Solarindustrie zu schwächen. Diese arbeitet seit dem Ukrainekrieg mit Hochdruck am Wiederaufbau der Produktion in den USA und Europa. Es ist ein Multimilliarden-Geschäft in dem China derzeit dominiert.
Denn allein aus der Provinz Xinjiang kommen laut Spiegel etwa 45 % der weltweiten Produktion von polykristallinem Silizium; vier der fünf größten Hersteller hätten hier ihren Sitz. Ohne die Region geht in der globalen Solarbranche so gut wie nichts, erfuhr das Magazin nach Rückfrage in der Branche.
Beim Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ist man sich sicher, dass sich die Technologie in Europa erst mal nicht weiter entwickeln kann, sollten die Exportrestriktionen kommen. Wer Module vertreibt oder Solarparks baut, bekomme jetzt Angst, dass Lieferungen aus China jederzeit gestoppt werden könnten, heißt es.
China hat bei Siliziumscheiben Monopolstellung
Alternative Lieferanten gibt es kaum. 79 % des weltweit gefertigten Polysiliziums, 85 % der Zellen und gut drei Viertel der aus ihnen zusammengefügten Photovoltaikmodule stammten laut Internationaler Energieagentur aus der Volksrepublik.
Am erdrückendsten sei die Dominanz beim Ausgangsmaterial, den sogenannten Wafern: hauchdünnen Siliziumscheiben, die zu Zellen verarbeitet werden. Hier hat China laut Spiegel 97 % Weltmarktanteil. Und einfach so einsteigen könne Europa nicht: Notwendig seien neue Fabriken, deren Maschinen aus China kommen müssten, weil auch die ganzen westlichen Maschinenbaufirmen in China bauen lassen.
Erpressung mit Ansage
Bestätigt sieht sich da das Unternehmen Meyer Burger. „Wir haben seit Jahren vorausgesagt, dass so etwas kommt, aber die Europäer sind dem süßen Gift der billigen Module erlegen“, erfuhr das Magazin dort.
Meyer Burger fertigte bis vor 15 Jahren selbst Module in Bitterfeld-Wolfen. Zusammen mit Q-Cells, Solarworld oder Conergy hatten sich damals deutsche Firmen zu globalen Marktführern hochgearbeitet. Sogar der Bosch-Konzern stieg zwischenzeitlich in das boomende Geschäft ein, schreibt der Spiegel weiter.
Bis die Chinesen Module mit staatlicher Unterstützung Solaranlagen zu Kampfpreisen anboten und den Markt kaputt machten. Die Bundesregierung kuschte damals angesichts drohender Vergeltungsmaßnahmen aus Peking und versagte letztlich eine ähnliche Staatsstütze, heißt es.
Vielmehr noch habe sich Berlin aktiv in Brüssel dafür eingesetzt, dass man China mit Gegenmaßnahmen nicht zu sehr brüskieren dürfe – aus Sorge um die Autoindustrie. Dementsprechend glauben deutsche Solarfirmen, sie seien zugunsten der PKW-Lobby geopfert worden.
2022 kündigte dann EU-Energiekommissarin Kadri Simson an, die Solarindustrie zurück nach Europa zu holen. Die jetzt bekannt gewordenen Exporteinschränkungen in China passen da also ins Bild.