Alois Glück (79, CSU) fordert von den bayerischen Landwirtsfamilien, Ihre Positionen zum Thema Artenschutz der Gesellschaft besser verständlich zu machen. "Nur klagen hilft nicht weiter", sagte der Moderator des Runden Tisches zum Volksbegehren am Rande einer Veranstaltung zu Landwirtschaft und Umweltschutz an der Hochschule Weihenstephan Triesdorf.
Gleichzeitig forderte er von allen Beteiligten "mehr Offenheit für andere Standpunkte". Die wenigsten Unterzeichner des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" hätten dieses vorab gelesen. "Und wenn sie es gelesen hätten, hätten sie die landwirtschaftlichen Hintergründe nicht verstanden", sagt Glück.
Er wird voraussichtlich auch einen weiteren Runden Tisch zum Thema moderieren. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte diesen angekündigt und will, dass in dessen Rahmen ein Gesellschaftsvertrag für die Landwirtschaft entsteht.
Eigentlich entscheidet Brüssel
Neben gegenseitigem Verständnis sieht Glück aber einen Schlüssel darin, auf europäischer Ebene Partner für mehr Artenvielfalt zu gewinnen. "Die wesentlichen Weichen werden in Brüssel gestellt", räumte Glück in Weihenstephan ein. Da die bayerischen Landwirte in hohem Maßauf Exporte angewiesen seien, würden auch die Vorgaben anderer Länder auf die heimische Produktionsweise wirken.
Anderen Branchen geht es auch so
Glück lernte während des Runden Tisches, warum sich die Stimmung unter den Landwirten in den letzten Jahren drastisch verschlechtert hat, und äußerte dafür Verständnis. Gleichzeitig seien die Landwirte aber nicht allein in dieser Situation.
Auch andere Branchen stünden vor drastischen Umbrüchen. So müsste sich z.B. die komplette Autoindustrie sowie der Energiesektor dem Klimawandel anpassen. Gleichzeitig hätten Millionen von Menschen Angst, im Zuge der Digitalisierung ihren Arbeitsplatz zu verlieren. "Deswegen ist es wichtig, dass die Landwirte keine Opferhaltung einnehmen", sagte Glück.
Wieder mehr staatliche Beratung
Er sieht auch den Staat gefordert, die Landwirte dabei zu unterstützen, sich an den Klimawandel anzupassen und die Arten besser zu schützen. Dass der Freistaat die staatliche Beratung in den letzten Jahren stark zurückfuhr, stehe im Widerspruch zu dieser Aufgabe. Auch bei der Ausbildung der Landwirte sowie der landwirtschaftlichen Lehrkräfte müsse man diese Punkte besser einbeziehen. "Es darf da keine Tabus geben, auch nicht im wissenschaftlichen Bereich", forderte Glück.