Der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft Europas schadet nach Ansicht von Greenpeace der Umwelt. Die Naturschützer ärgern sich zudem darüber, dass die EU bei Bewertung, Zulassung und Überwachung der Mittel so wenig Engagement zeigt. Ein neuer Bericht der Organisation soll das belegen.
Dirk Zimmermann von Greenpeace fordert Agrarminister Christian Schmidt (CSU) zum Handeln auf: „Nicht die Allgemeinheit, sondern die Verursacher sollten die verdeckten Kosten tragen. Schmidt muss sich deshalb für eine Pestizidsteuer stark machen.“ Einnahmen einer solchen Abgabe sollten unter anderem die ökologische Landwirtschaft fördern, fordert die unabhängige Umweltorganisation.
Der Bericht „Europas Abhängigkeit von Pestiziden“ hat wissenschaftliche Studien zu den Umweltauswirkungen von Pestiziden zusammengeführt. In der EU nimmt der Einsatz der Mittel laut Greenpeace zu, so auch in Deutschland. Obstbauern würden hier in Apfelplantagen im Laufe einer Saison durchschnittlich über 21 Mal Pestizide ausbringen. Dabei würden die Mittel die Artenvielfalt gefährden und natürliche Systeme stören. Insekten, die Pflanzen bestäuben, würden sterben, die natürliche Schädlingskontrolle versage und die Bodenfruchtbarkeit leide, heißt es in dem Bericht.
EU versagt bei der Regulierung von Pestiziden
Greenpeace nennt nach eigener Aussage in dem Bericht auch Schwächen bei der Regulierung von Pflanzenschutzmitteln in der EU. Die Zulassungsverfahren würden etwa nur die Wirkstoffe und nicht die Produkte für die Anwendung bewerten, obwohl diese häufig deutlich giftiger sind. Sie berücksichtigten nicht die Auswirkungen von Wirkstoffkombinationen und vernachlässigten die zahlreichen Effekte von Agrargiften, die auch mit dem Bienensterben in Verbindung gebracht werden. Unabhängige Studien würden vernachlässigt, Kriterien wie schädigende Wirkungen auf das Hormonsystem nicht konsequent angewandt.
„Unsere Landwirtschaft muss konsequent ökologisch ausgerichtet werden“, so Zimmermann. „Wir brauchen einen grundsätzlichen Wechsel zu einem Wirtschaften mit der Natur statt gegen sie.“ Er spricht sich für eine stärkere Förderung der Ökologischen Landwirtschaft und einen Abbau von Subventionen für „zerstörerische Anbaupraktiken“ aus.